1. Tag: unser Anreisetag
Am Flughafen von Catania wurden wir bereits freundlich von Giuseppe empfangen, welcher uns zusammen mit zwei Herren aus Deutschland in unsere erste Unterkunft nach Palazzolo Acreide fuhr.
Im Hotel Colle Acre wurden wir herzlich begrüsst und lernten bereits beim Infogespräch die italienische Gastfreundschaft kennen. Mit einem Glas offeriertem „vino della casa“ stiessen wir zusammen auf die bevorstehende Velotour an.
Gut informiert durch Giuseppe, eingedeckt mit allem wichtigen Informationsmaterial, den bereits für uns bereitgestellten Rädern und viel Vorfreude unsererseits konnte dem morgigen Tourenstart also nichts mehr im Wege stehen…
Ausser man kriegt den Koffer in welchen man die ganze Velobekleidung eingepackt hat nicht mehr auf. Das hilfsbereite Hotelpersonal kümmerte sich jedoch darum und „knackte“ den Koffer.
Nun konnten wir unseren ersten Abend in Sizilien bei einem feinen Abendessen und gutem Wein geniessen und gingen frühzeitig zu Bett, um fit und ausgeruht zu sein für die erste Etappe.
2. Tag: Palazzolo Acreide - Modica / Reise-Variante B
Gestärkt durch ein ausgiebiges Frühstück, fassten wir unsere Räder und fuhren los. Erstmal Richtung Supermarkt, um etwas Proviant für die Tour einzukaufen. Hier wurden wir schon mal mit der italienischen Gelassenheit konfrontiert und brauchten etwas Geduld und Zeit, um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Dann gings aber wirklich los…
Den Startpunkt zu finden war dann aber gar nicht so leicht und man „musste“ schon mal eine Verkehrsregel missachten, um ans Ziel zu kommen. Aber mit den Verkehrsregeln nehmens die Italiener ja eh nicht so genau.
Also halb so schlimm wenn man da mal eine Einbahnstrasse in der falschen Richtung nutzt (natürlich das Fahrrad schiebend). Später haben wir dann erfahren, dass alle diese „Abkürzung“ nahmen und nicht der eigentlichen Wegbeschreibung folgten.
Palazzolo Acreide ist wirklich eine Besichtigung wert, schade hatten wir etwas zu wenig Zeit dazu. Also früher aufstehen oder noch besser, bereits am Anreisetag einen früheren Flug wählen, um den Nachmittag in Palazzolo Acreide geniessen zu können.
Dies war der gemütliche Teil der heutigen Etappe. Nun wurden wir aber ziemlich gefordert, denn es ging aufwärts und zudem hatten wir mit der Hitze zu kämpfen. Wir stiessen dann auf unsere deutschen Kollegen, welche wohl so geschafft aussahen, dass sie von den dortigen Anwohnern verpflegt wurden. Eigentlich hatten sie nur nach etwas Wasser gefragt, wurden dann aber mit Pasta, Grilladen und Wein eingedeckt.
So sind sie eben die Italiener, extrem gastfreundlich. Wir kamen leider zu spät ;-(, entdeckten dann aber in Firgintini ein Restaurant, in welchem sie uns auch um drei Uhr nachmittags noch extra für uns eine feine Pasta zubereiteten und das obwohl um diese Zeit die meisten Italiener „Siesta“ machen. Es war zwar viel zu viel, aber sicher gut gemeint. Verhungern muss man in Sizilien jedenfalls nicht.
Auf der Strecke kamen wir am Gutshof Castelluccio vorbei, welcher sicher eine Besichtigung wert ist.
Weiter ging es dann Richtung Modica Alta, wo wir uns eine kleine Pause auf der Piazza San Giovanni gönnten, um die Kirche San Giovanni zu betrachten, welche durch eine grosse Freitreppe erreichbar ist.
Beeindruckt, jedoch leider etwas gedankenlos, fuhren wir weiter bergab ohne genau den Wegbeschrieb zu lesen. Eigentlich wollten wir noch zum Pizzo Belvedere… Ich fragte dann einen Passanten, welcher meinte: „si deve salire ancora una volta“. Ohh nein! Wollten wir da wirklich nochmals hoch? Wir entschieden uns dafür und wurden belohnt.
Es bot sich uns ein herrlicher Blick über die Stadt Modica. Im dortigen Tourist Info konnten wir zudem noch die bekannte „cioccolata di modica“ probieren und viel über die Herstellung erfahren. Leider hatten wir auch hier zu wenig Zeit, um die vielen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, welche Modica bietet. Unter anderem viele Kirchen. Nicht umsonst wird Modica die Stadt der 100 Kirchen genannt.
Auf der Strecke von Modica Alta nach Modica Bassa fuhren wir jedoch an einigen vorbei und konnten so einen kurzen Blick auf die sehenswerten Bauten werfen.
Am Abend war für uns in der Osteria dei Sapori perduti ein Tisch reserviert. Ein sehr traditionell und familiär geführtes Restaurant. Dekoriert mit vielen antiken Stücken. Der Besitzer ist ein grosser Liebhaber von Antiquitäten und hat uns mit Stolz durch das zweistöckige Restaurant mit seiner Sammlung an Antiquitäten geführt.
Zum Essen konnten wir frei aus der Karte wählen. Wir entschieden uns für „ein paar“ Antipasti, den dort typischen Orangensalat mit Fenchel und Oliven und eine feine Lasagne mit Auberginen. Was die Herren am meisten erfreute, war der zum Schluss offerierte Grappa ;-)
Zum Abschluss des Tages gab es auf dem Weg zurück ins Hotel dann noch ein Gelato al cioccolato di modica, eine echte Schokobombe!
3. Tag: Modica - Pozzallo
Es gab Startschwierigkeiten: der Akku fürs E-Bike war nicht aufgeladen... Zum Glück hatten wir jedoch noch einen Reserve-Akku - nun konnte es losgehen oder doch nicht? Sobald es zu einer kleinen Steigung kam, wollte das E-Bike nicht mehr? Das Problem war schnell erkannt; wir hatten vergessen, den Akku anzuschliessen. Ein paar wichtige Punkte die man, wie wir, spätestens bei der 3. Etappe kennt ;-)
Der heutige Start der Etappe war ein guter Ausgleich zur gestrigen ziemlich anspruchsvollen Strecke. Wir konnten es etwas gemütlicher angehen und bereits nach weniger als 10 km in Scicli auf dem Rathausplatz eine Kaffeepause einlegen und das barocke Stadtzentrum zu Fuss besichtigen. Weiter ging es durch eine der Iblei Schluchten und als wir dann von weitem das Meer erblickten, war die Freude gross.
Der Küste entlang fuhren wir bis nach Donnalucata, wo wir uns etwas Kleines zu Mittag gönnten und anschliessend noch ein bisschen am Strand verweilten. Zum Baden war es uns dann doch zu kalt, aber wenigstens die Füsse baden… das tat richtig gut.
Der weitere Verlauf der Strecke ging leider nicht wirklich der Küste entlang und auf einer ziemlich verkehrsreichen Strasse, so dass wir etwas enttäuscht waren im Vergleich zum gestrigen Tag.
In Sampieri hatten wir uns dann zum ersten, und zum Glück auch einzigen Mal, so richtig verfahren. Dies aber auch nur, weil die Wegweiser etwas verschoben waren. Hätten wir die Wegbeschreibung genauer gelesen, wäre uns diese „extra Tour-Einlage“ erspart geblieben. Es ging plötzlich nur noch bergauf, was nicht korrekt sein konnte.
Also kehrten wir um und fuhren dann auf korrektem Weg immer geradeaus weiter. Leider mit ziemlich viel Gegenwind. Dieser war auch auf den kommenden Touren unser ständiger Begleiter.
In Pozzallo angekommen, nahmen wir die Wegbeschreibung zum Hotel zur Hand und ich stellte mit Schrecken fest, dass diese zu einem Hotel Pozzallo führte und nicht wie auf unserer Hotelliste angegeben zum Hotel Nautico. Hatten wir den falschen Plan erhalten?
Ich fragte Passanten, doch niemand schien das Hotel zu kennen. Bis auf einen älteren Herrn - er dachte es jedenfalls… Stattdessen lotste er uns quer durch die Stadt ohne dass wir unser Ziel erreichten.
Ich ging dann in das nächste Geschäft, wo man so freundlich war und mir das Hotel googelte. Mit einer Skizze in der Hand verliess ich das Geschäft und wir fanden dann schlussendlich unsere heutige Unterkunft. N.B. Das Hotel nennt sich Pozzallo Hotel Nautico… Wir hätten also einfach der mitgegebenen Beschreibung folgen können.
Da wir zu müde waren und keine Lust mehr hatten auf eine weitere Suchaktion, bestellten wir uns ein Taxi zum Restaurant „I Cabrera“. Der Taxichauffeur meinte, das sei sicher geschlossen. Ohhh nein, das fehlte uns jetzt noch… Wir hatten jedoch Glück und es war offen. Ein tolles Fischrestaurant mit elegantem, modernem Ambiente.
Wir liessen noch einmal den Tag Revue passieren und dachten bereits an die nächste Etappe. Was diese wohl für Erlebnisse mit sich bringen würde...
4. Tag: Pozzallo - Marzamemi
Das heutige Frühstück viel etwas dürftig aus - typisch italienisch halt. Dafür wurden wir von einem gut gelaunten, singenden älteren Herrn bedient, der uns zum Schmunzeln brachte.
Da wir gestern aufgrund der „Hotelsuche“ nicht mehr viel Zeit hatten, um die Umgebung zu erkunden, machten wir vor dem heutigen Tourenstart einen kurzen Stopp am Strand. Dort wollte ich noch die Gelegenheit nutzen, um ein paar schöne Fotos zu schiessen. Doch irgendwie schien der Fotoapparat nicht zu funktionieren…
Tja, ohne Akku kann auch der beste Fotoapparat keine Fotos schiessen. Den hatte ich wohl samt Aufladegerät im Koffer verstaut. Sowas kann nun mal passieren, wenn man jeden Tag den Koffer packen „muss“. Für Kofferpack-Muffel wie mich wäre daher wahrscheinlich eine Sternfahrt empfehlenswerter ;-) Da musste heute halt das Handy ausreichen…
Leider war dies die kleinere Panne des Tages… Wir kamen nicht weit, da hatte das E-Bike meiner Mutter einen Platten. Wir versuchten es erst mit Pumpen und fuhren weiter der Küste entlang. Nur die Dünen, welche teils bis auf die Strasse reichten, hinderten manchmal die Sicht aufs Meer. Nur mit Pumpen war das Problem dann doch nicht gelöst - der Reifen musste gewechselt werden. Betroffen war natürlich derjenige des hinteren Rades, welches mit der Batterie verkabelt war.
Da wir etwas unsicher waren, beschlossen wir, doch besser Giuseppe, unsere „Notfallnummer“ anzurufen.
Wir warteten also auf Giuseppe und genossen die unfreiwillige Pause am Meer. Plötzlich kamen Thomas und Dirk angefahren und wollten uns behilflich sein. Auch ein einheimischer Radfahrer hielt und bot uns seine Hilfe an. Wir konnten uns also über zu wenig Hilfestellung nicht beklagen. Die Männer waren dann für eine Zeit lang beschäftigt.
Nun konnte es weitergehen und wir verabschiedeten Giuseppe mit einem „alla prossima“ - was er natürlich nicht hoffte.
Weiter führte uns die heutige Strecke durch die so genannte „Zona della Marza“ mit charakteristischen Feuchtgebieten wie den Pantani Cuba, Gariffi und Longarini, welche vielen Zugvögeln eine wichtige Raststätte auf ihrer Reise zwischen Afrika und Nordeuropa bieten. Langsam näherten wir uns dem Highlight der heutigen Etappe – dem südlichsten Punkt Siziliens, der Isola delle Correnti.
Ein paar Kilometer weiter erreichten wir schon die gemütliche Fussgängerzone von Portopalo und fuhren weiter bis zur Piazza dei due Mari, von wo aus man einen schönen Blick auf die Insel „Portopalo di Capo Passero“ geniessen kann.
Nun war unser heutiges Etappenziel nicht mehr weit – Marzamemi, ein antikes Fischerdorf mit einer herzigen Piazza; der Piazza Regina Margherita. Wir erkundeten noch ein wenig das historische Zentrum und genossen am Hafen einen Apéro, bevor es weiter ging Richtung Agriturismo Tenuta Arangio.
Diese führte uns zu einem etwa 1 km langen, kurvigen Anstieg, wo ich zum ersten Mal aufgeben und schieben musste. Ich hatte bereits schon seit längerem Schmerzen im rechten Knie und nur mit einem Bein schaffte ich den Anstieg nicht. So tat ich also mal was für die Waden und gönnte meinen Oberschenkeln eine kleine Pause.
Kurz vor Noto kann man einen Abstecher zum Weingut Zisola machen (hierzu ist jedoch eine Vorreservation notwendig). Da dieses jedoch nur von 11.00 bis 13.00 Uhr und dann wieder ab 17.00 Uhr offen hatte, fuhren wir auf direktem Weg weiter bis in die barocke Stadt Noto, liessen unsere Räder beim Platz vor der schönen Kirche S. Domenico und schlenderten durch die Fussgängerzone bis hin zur Piazza Municipio, wo eine riesige Treppe zur Basilica di S. Nicolo führt.
Das Abendessen genossen wir im Ristorante Il Liberty, wo wir bereits vom Eingang fasziniert waren. Ein feines Essen in tollem Ambiente rundete den heutigen Tag ab.
6. tag: Noto - Siracusa
Heute genossen wir das ausgiebige Frühstück auf der Panorama Terrasse des Restaurants.
Da ich schon etwas angeschlagen war, wählten wir für heute die kürzere Etappe, obwohl sich die Fahrt zum Cavagrande sicher sehr gelohnt hätte.
Die Strecke führte uns erst nach Avola, bekannt durch den Wein „Nero d’Avola“. Für Wein war es aber noch zu früh, so dass wir in einem kleinen Café direkt an der Küste eine Pause einlegten.
Dann ging es weiter der Küste entlang bis zum Hafen von Ognina. Leider war dieser noch etwas im „Winterschlaf“, so dass wir unsere Fahrt fortsetzten immer weiter, der Felsenküste entlang bis die asphaltierte Strasse endete. Von da an hiess es im Beschrieb, dass es auf nicht befestigtem Weg bis zum Arenella Strand weiterginge.
Erst trauten wir der Beschreibung nicht, stellten dann jedoch fest, dass dies der richtige Weg sein musste. Also schoben wir für einmal unsere Räder und erreichten dann den Strand von Arenella. Die Räder durch den Sand zu schieben war dann doch etwas anstrengend, wir hatten jedoch unseren Spass dabei…
7. Tag: Siracusa
Einen Besuch auf dem Markt sollten Sie auf keinen Fall verpassen. Ihn zu finden ist er sehr leicht… schon von weitem hört man die Händler ihre Ware anpreisen.
Auf der Halbinsel Ortigia sind besonders sehenswert der Dom und seine Piazza, die Fonte Aretusa, von wo aus eine kleine Promenade mit netten Restaurants bis zum Castello Maniace führt. Auch bei der Piazza Archimede mit der Fontana Diana sollte man unbedingt einen Halt machen.
Nach dem Mittagessen in der wirklich empfehlenswerten Taverna Sveva, genossen wir einen kleinen Spaziergang dem „Lungomare“ entlang bis hin zum Porto Piccolo.
Wir schlenderten ein letztes Mal durch die charmanten, kleinen Gässchen der Altstadt und bei einem Aperitivo zum Abschluss unserer Sizilien-Reise, erinnerten wir uns an die vielen schönen Erlebnisse der vergangenen Woche…