Tag 1. Anreise nach Doolin
Vom Bahnhof Dublin Heuston aus starteten wir unsere Reise an die Westküste. Die Tickets für die Fahrt hatten wir vorab online gebucht, da wir von früheren Reisen wussten, dass die Tickets so um ca. 30 % günstiger sind. Die Fahrkarten kann man dann bequem vor Ort an einem Automaten mit einem Pre-Sale Code rauslassen.
Die Zugfahrt war gemütlich – im wahrsten Sinne des Wortes. Da Gegenzüge verspätet waren, musste unsere Diesellok immer wieder länger in kleineren Dörfern Halt machen. Letzten Endes erreichten wir aber mit nur ca. 30 Minuten Verspätung die quirlige Stadt Galway. Das Zentrum war ziemlich belebt. Wir besuchten kurz ein Einkaufszentrum, um Lebensmittel für die nächsten Tage zu besorgen, assen noch ein Sandwich und gingen zum Busbahnhof, da die Fahrt nach Doolin gleich starten sollte. Dachten wir jedenfalls.
Doch auch der Busfahrer nahm es etwas gemütlicher und so startete unsere Fahrt entlang der Burren-Küstenstrasse erst mit einiger Verspätung.
Die zweistündige Busfahrt ging ziemlich rasch vorbei, die Fahrt durch den Burren war wirklich spektakulär.
In Doolin angekommen, checkten wir in unserem B&B ein, machten uns kurz frisch und liessen den Tag bei einem Guiness im Pub ausklingen.
Tag 2: Cliffs of Moher Coastal Path, Liscannor – Doolin, 20 km
Der Blick aus dem Fenster am Morgen sorgte für gute Laune – so gut wie keine Wolken am Himmel. Unsere heutige Etappe begann mit einem kurzen Transfer ins Dorf Liscannor. Dort angekommen, statteten wir noch einer Artisan Bakery einen Besuch ab.
Mit ein paar Scones im Rucksack machten wir uns auf den Weg zu den Cliffs of Moher. Die ersten Kilometer aus dem Dorf raus waren wenig ereignisreich, doch in unseren Unterlagen stand auch, dass man Liscannor nicht unbedingt besuchen müsste.
Doch sobald wir bei der Küste angekommen waren, wurde es spektakulär! Pechschwarz bauten sich die Klippen vor uns auf und zogen sich kilometerweit Richtung Norden. Der Coastal Path schlängelte sich immer am oberen Rand der Klippen entlang und bot uns laufend tolle Ausblicke auf die Küstenlandschaft, die vor uns lag.
Obwohl wir zu Beginn des Trails einige Warnschilder gesehen hatten, war der Weg keineswegs gefährlich oder schwierig zu begehen. Es gibt allerdings auch kein Geländer oder Seile, die die steilen Klippen absichern, doch solange man nicht zu nahe an den Rand des Abgrunds geht, kann wenig passieren.
Das Wetter war eine Pracht und wir kamen trotz vieler Fotostopps gut voran. Doch je näher wir dem Visitor Center und dem grossen Parkplatz kamen, desto mehr Leute waren auf dem Trail. Nun verstanden wir auch, weshalb es so viele Hinweisschilder gibt. Dieser Teil des Trails wird an schönen Tagen wirklich von Massen besucht.
Nach dem stillen Beginn am Anfang des Tages war das schon ein kleiner Schock, doch die Menschenmenge konzentrierte sich auf ca. 3 Kilometer rund um das Visitor Center.
Wir passierten den O’Briens Tower und suchten das Weite. Umso schöner empfanden wir danach den Blick auf die Klippen von verschiedenen Aussichtspunkten aus, die nur noch wenige Wanderer besuchten.
Nun folgte ein wunderbarer Abschnitt. Die pechschwarzen Klippen hinter uns und vor uns sanfte grüne Hügel mit Ausblick auf die Küste von Doolin. Nun war es nur noch ein Katzensprung bis zu unserem B&B im Zentrum dieses kleinen Dorfs.
3. Tag: Rundwanderung Inis Mor
Am ersten Tag Sonnenbrand, am zweiten Tag Rost? Beim ersten Blick aus dem Fenster verging uns die Freude auf den heutigen Wandertag etwas, denn graue Schwaden zogen am Fenster vorbei und es sah ziemlich nass aus.
Nach einem kräftigen Frühstück waren wir schon wieder etwas optimistischer, denn laut Wetterprognose sollte es am Nachmittag besser werden. Vorerst stand ohnehin noch die Fährfahrt raus auf die Aran Isles auf dem Programm.
Die Wellen schüttelten die Fähre ziemlich durch und manche Mitreisenden waren ziemlich grün um die Nase. Wir waren heilfroh als wir letzten Endes in Kilronan anlegten und wieder festen Boden unter den Füssen hatten. Das Wetter war in der Zwischenzeit etwas besser geworden und nachdem wir eingecheckt hatten, machten wir uns wieder auf den Weg.
Inis Mor, die grösste der Aran Inseln wird vor allem von Tagesausflüglern besucht, die sich mit dem Velo, der Pferdekutsche oder mit einem der zahlreichen Ausflugsbusse auf dem Weg zum Fort Dunn Aenghus machen, das am anderen Ende der Insel liegt. Wir wollten diesen Weg zu Fuss begehen und spazierten der Strasse entlang Richtung dieser antiken Stätte.
Verkehr gab es wenig und der Trail führte auch immer wieder mal von der Strasse weg. Dabei wanderte man entlang der vielen steinernen Mauern, die Inis Mor wie ein Schachbrett überziehen.
Wir gelangten nach einigen Kilometern zu einer kleinen Seehundbucht und konnten beim Picknick ein paar Seehunden zusehen, die sich auf einer Sandbank die Sonne auf die Nase scheinen liessen.
Generell trafen wir den ganzen Tag über Kühe, Esel und Pferde, die in den vielen Steingehegen gehalten wurden. Teils sahen diese etwas verwahrlost aus, aber das Leben auf dieser Insel ist für Tiere unter den etwas kargen Umständen sicher nicht einfach (das gilt wohl auch für ihre Besitzer...).
Kurz danach erreichten wir das Fort. Eine imposante Konstruktion, spektakulär an einer Klippe gelegen. Vom Hügel, auf dem das Fort liegt, hatten wir auch einen tollen Ausblick auf die Insel und den zurückgelegten Weg. Nachdem wir uns umgesehen hatten, machten wir uns wieder auf dem Heimweg.
Dieser führte uns auf einer holprigen Strasse wieder mit tollen Ausblicken auf das Meer letzten Endes zurück nach Kilronan. Nun waren alle Tagestouristen weg und wir konnten einen entspannten Abend in einem kleinen Restaurant verbringen.
4. Tag Inis Mor – Oughterard – Tiernakill
Früh am Morgen hiess es raus aus den Federn und Koffer packen, denn für uns war die erste Fähre zurück ans Festland gebucht. Nach der etwas ruppigen Fahrt gestern war die Fahrt dieses Mal bedeutend bequemer. In Rossaveel angekommen, wartete bereits ein Taxi auf uns, das uns zum Startpunkt der nächsten Wanderung nach Oughterard brachte.
Hier schnürten wir wieder die Wanderstiefel und machten uns auf den Weg entlang des Great Western Ways. Auch wenn dieser Fernwanderweg recht gut ausgeschildert war, scheiterten wir bereits an der ersten Abzweigung und liefen in die falsche Richtung. Hier hätten wir die Wegbeschreibung etwas genauer lesen sollen, dann hätten wir uns die zwei Kilometer Ehrenrunde gut ersparen können.
Auch wenn es zu Beginn der Tour ein paar schöne Ausblicke auf Lough Corrib gab, war der erste Teil der Wandertour eher unspektakulär. Nach den aussichtsreichen Touren in den letzten Tagen kamen wir so relativ rasch voran und erreichten nach einigen Kilometern den hinteren Teil des Sees bei einem Aussichtspunkt.
Und von hier an wurde es wieder richtig toll. Schmale Wege, wunderbare Panoramen über die umliegenden Hügel und den See und viele, viele Schafe. Genauso hatten wir uns Irland vorgestellt und auch im letzten Drittel der Tour wurden wir nicht enttäuscht.
Die Strecke führte auf schmalen Stegen über eine saftig grüne Moorlandschaft. Die Heide blühte an manchen Stellen bereits und tiefschwarze Bäche mit Seerosen und Sumpfdotterblumen lagen verträumt am Wegesrand. Auch wenn das Laufen auf den schmalen Stegen auf Dauer etwas Konzentration erforderte war dies ein wunderbarer Abschluss unserer Wandertour.
Diese endete wieder an einem Lough, wo wir abgeholt und zu unserem B&B im Tiernakill Valley gebracht wurden. Die Lage unserer Unterkunft war wirklich wunderschön und wir plauderten noch einige Zeit mit unserer Gastgeber Marion, die auch ein wunderbares Abendessen für uns zubereitete.
5. Tag Tiernakill – Lough Inagh
Das abwechslungsreiche irische Wetter blieb uns auch am heutigen Tag treu. Nach dem wir gefrühstückt und unsere Koffer gepackt hatten, entschlossen wir uns die Regenjacken und –hosen in Griffweite zu behalten – dunkle Wolken verdeckten den Blick auf die umliegenden Gipfel.
Wir marschierten los und erreichten nach einem kurzen Stück auf der Hauptstrasse eine verlassene Nebenstrasse, die in Richtung der Maumturks führte. Heute stand die gebirgigste Etappe auf dem Programm und auf uns wartete sogar ein kleiner Pass.
Entsprechend stieg der Weg auch beständig an und bald schon bot sich uns ein toller Ausblick auf das Tiernakill Valley hinter uns. Ein Blick nach vorne zum Pass von Mam Ean brachte uns dann aber dazu die Regenhosen überzuziehen und die Rucksäcke einzupacken, denn dichter Nebel zog vom Pass her und weisse Regenschleier wanderten in unsere Richtung. Der folgende Schauer war aber nur von kurzer Dauer und war eine willkommene Abkühlung bei dem folgenden Aufstieg.
Dieser war nicht wirklich schwierig und entsprach mit grünen Wiesen und dutzenden Schafen auf dem Weg ziemlich genau unserer Vorstellung von einer Wandertour in Irland. Überraschend für uns waren aber die Wanderung durch die Maumturk Mountains – Connemara präsentierte sich nach der eher sumpfigen Etappe heute tatsächlich ziemlich gebirgig.
Kurz bevor wir den Pass erreichten, setzte heftiger Wind und Regen ein und so erlebten wir das Highlight des heutigen Tages leider bei sehr garstigen Bedingungen. Wir erreichten eine kleine Kapelle mit zahlreichen keltischen Kreuzen und einer Statue von St. Patrik, der sich hier wahrlich einen schönen Aussichtspunkt gesucht hatte. Wir rasteten kurz in einem kleinen Unterstand und genossen den Ausblick über die grünen Felder Connemaras, doch bald schon zwang uns der Regen und der kühle Wind zum Abstieg. Kaum hatten wir den Pass verlassen, liess der Regen jedoch wieder nach und wir wanderten wieder entlang einer alten Strasse weiter zum Lough Inagh.
Auf dem Weg zur Farm hatten wir noch ein paar "schafige" Begegnungen und fanden raus, dass man in Irland besser nicht mit dem Hund reist. Aber seht selbst!
Tag 6: Lough Inagh – Leenane
Ein verhangener Himmel erwartete uns als wir die Lough Inagh Ranch am Morgen verliessen und wieder zurück zum Great Western Way wanderten. Vereinzelt gab es ein paar Regentropfen, doch für heute war der Wetterbericht eigentlich sehr positiv. Und auch wir freuten uns auf diesen letzten Abschnitt, der uns zum Killary Fjord führen sollte.
Nachdem gestern die „Bergetappe“ auf dem Programm stand, würde uns unsere heutige Tour eher durch kleinere Wälder führen. Von Beginn an führte unsere Wanderung durch eine sanft hügelige Landschaft in der unzählige Schafe grasten.
Das Wetter war mild und ideal zum laufen - wir kamen auch heute sehr gut voran. Doch kurz nachdem wir den ersten kleineren Wald durchquert hatten, wurde es etwas anspruchsvoller.
Der Weg war wegen Forstarbeiten gesperrt und uns erwartete eine Umleitung durch ein eher sumpfiges Gebiet. Die folgenden Kilometer waren dann auch etwas anstrengender. Wir stapften durch sumpfige Wiesen, sprangen über kleine Flüsse und balancierten über Steine. Ein kleiner Hindernislauf, den wir mit schmutzigen Wanderschuhen aber sonst einigermassen trocken überstanden.
Kurz darauf kam zum ersten Mal der Killary Harbour in Sicht. Ewig lang schien sich dieser Fjord ins Landesinnere zu ziehen und wir wanderten auf einem wirklich malerischen Weg hinein ins Landesinnere. Nach einigen Kilometern kam das kleine Dörfchen Leenane mit unserem letzten B&B in Sicht.
Da wir gleichzeitig mit einer Gruppe Motorradfahrer eincheckten und unser Zimmer noch nicht bereit war, zogen wir noch los, um das Ortszentrum zu entdecken. Wir besuchten das Wool & Sheep Center und warfen einen Blick auf die kleinen Pubs und Cafés im Ortszentrum. Danach kehrten wir in unser B&B zurück und bezogen unser Zimmer für die Nacht.
Was uns diese gelbe Tafel wohl sagen möchte?
7. Tag: Runde am Killary Harbour
Ein irisches Frühstück mit Porridge und Toast machte uns wieder fit für den heutigen Tag. Wir schnürten ein letztes Mal die Wanderschuhe und stiegen ins Taxi ans Ende des Killary Fjords. Schon allein die Busfahrt dorthin war bezaubernd.
Wir passierten einige wunderschön gelegene Loughs und einen kleineren Fjord bevor wir uns auf den Rückweg nach Leenane machten. Heute wanderten wir am Famine Trail. Dieser wurde zur Zeit der Kartoffelseuche angelegt, um Familien in weiter entfernt gelegenen Gebieten zu versorgen.
Auch wenn der Hintergrund ein ernster ist, wurde die Strecke ausgesprochen malerisch angelegt! Es gab wunderbare Ausblicke auf das Meer und wir beobachteten kleine Fischerboote, die die Austernfarmen unten im Fjord bewirtschafteten. Das Wetter war uns heute auch wieder wohlgesonnen und so konnten wir unsere letzte Wanderetappe bei blauem Himmel geniessen.
An und für sich hätten wir gerne eine kleine Schaffarm besucht, die wir entlang des Weges passierten, doch wir hatten schon gehört, dass der Farmer in die Flitterwochen gereist war. Solche Dinge sprechen sich in einem derart kleinen Dorf wohl rasch herum ;-)
Die Wanderung selbst heute war nicht wirklich anstrengend, bzw. waren wir von den vergangenen Tagen bereits gut eingelaufen.
Nachdem wir wieder das Zentrum von Leenane erreicht hatten, genehmigten wir uns noch einen Kaffee im Sheep & Woll Centre und nahmen an einer Führung durch das Museum teil, bei der einige spannende Geschichten zu der langen Tradition der Wollverarbeitung in Leenane vermittelt wurden. Danach genehmigten wir uns ein letztes Guiness in einem der beiden kleinen Pubs im Ortszentrum und stiessen auf eine gelungene Wanderwoche an.
Fazit
Eine sehr abwechslungsreiche Wanderwoche mit einigen Highlights. Schon zu Beginn ab es mit den Cliffs of Moher und dem Besuch der Aran Islands zwei Höhepunkte wegen der allein sich die Reise schon gelohnt hätte. Spannend war aber auch die Wanderung am Great Western Way an den Tagen danach, die weg von den touristischen Zentren durch die einsamen und gebirgigen Regionen Connemaras führte. Hier wurde mir erst bewusst, wie arm dieses Land ist und wie hart die Leute arbeiten müssen, um ihren Wohlstand zu erhalten.
Von dem her war für mich die Wanderung am Great Western Way das interessantere Erlebnis als der Besuch der touristischen Highlights.
Gerade am Great Western Way waren die Unterkünfte selbst etwas einfacher, aber immer familiär und gastfreundlich geführt. Die Iren selbst sind ein äusserst gastfreundlicher und netter Menschenschlag. Wir wurden immer freundlich empfangen und ausgezeichnet bewirtet. Durch die Unterbringung in Bed & Breakfasts gibt es immer auch die Möglichkeit, um sich mit den Einheimischen auszutauschen.
Die Wanderungen selbst sind bis auf eine Etappe nicht besonders schwierig, aber dafür immer sehr gut zu finden und ausgezeichnet markiert. Gelegentlich gibt es Abschnitte auf geteerten Strassen, auch bei den Wegen selbst könnte man wohl noch etwas optimieren und die Wegführung verbessern.
Dies müsste allerdings von den offiziellen Stellen gemacht werden, da wegen der Schafzucht viele Wiesen mit Zäunen abgesperrt und damit nicht begehbar sind.
Alles in allem war es eine wunderbare Wanderwoche, die Irland in vielen Facetten gezeigt hat. Die grünen Hügel Connemaras und unsere netten Gastgeber werde ich wenn möglich bald wieder besuchen!