Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch
Abwesend: Mittwoch
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Strahlend weiss leuchteten die Dächer von Garachico zu uns hoch, während wir dem Weg immer weiter nach oben folgten. Vom Meer her steigt die Küste relativ schnell steil an, weshalb wir schon von Anfang an einen relativ anstrengenden Aufstieg erwartet haben. Doch der Weg war aussichtsreich, gut zu begehen und sehr klar markiert, weshalb wir relativ bald die kleine Kirche von San Juan del Reparo erreichten, die den zweiten Abschnitt unserer ersten Wandertour markierte.
Nach einer ersten Woche auf Fuerteventura hatten wir gestern die kleine Stadt Garachico erreicht, in der wir eine herzige kleine Altstadt, Vulkanschwimmbecken und unzähligen Cafés und Restaurants vorfinden sollten. Doch der Startort unserer Wandertour war keineswegs touristisch. Vor vielen Jahren war dies die wichtigste Handelsmetropole und Hafenstadt auf Teneriffa und die Infrastruktur kann mit den vielen Besuchern der heutigen Zeit gut mithalten und diese problemlos willkommen heissen.
Deutlich verträumter lag nun das kleine Dorf San Juan del Reparo vor uns, dass wir nun auf einer unglaublich steilen Strasse wieder verliessen. Geteerte Strassen gingen in holprige Feldwege über und letzten Endes wanderten wir auf Lavasteinen durch einen idyllischen Kiefernwald zur Ermitage San Francisco. Hier legten wir bei der Kapelle eine kleine Pause ein bevor wir durch das Dorf La Montañeta wieder Richtung Küste liefen. Der Weg bergab führte teils auf geteerten Strassen und war wieder etwas steil.
Wieder im Dorf San Juan del Reparo angekommen, erwartete uns im Restaurant El Mirador eine kleine Überraschung. Gestern Abend hatten wir in einem Restaurant in Garachico einen Kellner kennengelernt, der uns nun in diesem Restaurant mit einem breiten Grinsen begrüsste.
Nach einem Kaffee schenkte er uns zum Abschied zwei Bananen und wir nahmen frohen Mutes die letzten Kilometer in Angriff. Der Weg war aussichtsreich und abwechslungsreich und führte entlang von kleinen Gärten und schmalen Pfaden zurück nach Garachico. Ein Spaziergang entlang der Promenade und durch das schöne Stadtzentrum schloss diesen Wandertag ab.
Die Quinta Roja war an den letzten beiden Tagen unser Unterschlupf. Ein historisches Haus im Zentrum von Garachico. Nun war es Zeit Lebewohl zu sagen, denn unsere Wanderung sollte uns weiter ins Landesinnere führen. Wir verabschiedeten uns von der sympathischen Hotelbesitzerin und fuhren mit dem Bus nach Los Silos.
Ein Geschichtenerzähler verzauberte auf dem Dorfplatz eine Schar Kinder und wir spazierten durch das herausgeputzte Zentrum bevor wir der Küste den Rücken kehrten und uns auf dem Weg nach Erjos machten.
Wir hatten noch die Wanderung von gestern in den Beinen und auch heute war die Tour nicht ganz einfach – im Gegenteil. Nachdem wir eine Stunde marschiert waren, bemerkten wir, dass wir erst knapp 1.5 Kilometer geschafft hatten. Kein Wunder, hatten wir doch schon beinahe 500 Höhenmetern hinter uns gebracht.
Der steile Anstieg wurde aber wieder mit fabelhaften Ausblicke auf die steilen Flanken dieses Tals und mit einem Marsch durch einen wunderschönen Lorbeerwald belohnt. Mittlerweile befanden wir uns einem Naturpark, dessen Wälder Teil des UNESCO Weltnaturerbes sind. Entsprechend wild verwachsen und unberührt waren die Bäume rund um uns herum.
Weiter ging es steil bergan bis wir letzten Endes das kleine Dorf Erjos erreichten. Hier machten wir kurz Halt um etwas zu trinken, bevor es weiter nach Charcas de Erjos ging. Ein gemütlicher Pfad führte uns zu dieser Hochebene, auf der an bestimmten Jahreszeiten unzählige Zugvögel Halt machen.
Wir umrundeten die ausgetrockneten Tümpel und marschierten weiter hoch zu einem kleinen Pass und staunten nicht schlecht, als uns plötzlich der Wind ziemlich scharf um die Ohren pfiff.
Innerhalb von Minuten erlebten wir einen kompletten Szenenwechsel. Die Vegetation wandelte sich, wir blickten links hinunter nach Erjos, während auf der anderen Seite die Dächer von Santiago in Sicht kamen und auf einmal tauchte der Gipfel des Teide vor uns auf. Und statt einer staubigen Hochebene oder einem dicht verwachsenen Lorbeerwald wanderten wir nun auf einer Forststrasse durch einen lichten Kieferwald.
Nach einigen Kilometern stiegen wir über einen felsigen Weg hinunter nach Santiago del Teide ab, wo wir in einer ehemaligen Hacienda das Quartier für die Nacht bezogen.
Erster Blick auf die Uhr. Kein Taxi in Sicht. Mit etwas südländischer Verspätung hätten wir kein Problem, aber 25 Minuten Wartezeit sind dann doch ungewohnt.
Vor allem, weil es heute bewölkt ist und uns der Wind vor unserem Hotel kühl um die Ohren pfeift. Noch ein Blick auf die Uhr und ein Gespräch mit der Dame von der Rezeption später und siehe da: das Taxi biegt in die Einfahrt ein. Zwei Unfälle hätte es gegeben, daher hat er etwas länger gebraucht, erzählt der freundliche Fahrer als sich unser Taxi langsam hoch zum Tabaiba-Pass schlängelt.
Im kleinen Dorf El Palmar endet unsere Fahrt und wir gehen zu Fuss weiter. Der erste Abschnitt führt uns über die Talflanke hoch zu einem kleinen Pass.
Wie schon in den letzten Tagen sind die Wege perfekt markiert, sehr angenehm zu begehen und in guten Zustand. Teneriffa weiss, was Wanderer wollen. Im Moment wollen wir aber erst mal einen Kaffee.
Wir kehren in Teno Alto ein und beobachten Wanderer, die hier aus allen Himmelsrichtungen eintreffen. Hier kreuzen sich anscheinend einige Wege und an mehreren Ecken wird gepicknickt oder Kaffee getrunken.
Unser Weg führt uns weiter bergauf, hin zu einem der schönen Höhenwege der Insel. Unser Pfad schlängelt sich immer sanft bergauf einem schmalen Grat entlang.
Von hier haben wir tolle Ausblicke auf das Tal von Buenavista im Landesinneren und auf die schroffen Felsen von Masca, die steil zum Meer hin abfallen. Der Pfad ist spektakulär und aussichtsreich, aber es braucht auf dem felsigen Untergrund auch etwas Konzentration und Trittsicherheit.
Wie schon an den letzten Tagen sind wir auch heute wieder meist alleine unterwegs. Obwohl wir uns hier in der Nähe von einem der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Insel befinden, sind die Wege meist menschenleer. Erst als wir wieder in die Nähe des Tabaiba-Passes kommen, begegnen uns vereinzelt Wanderer.
Wir rasten erneut und verlassen den Pfad am Grat. Ein schmaler Pfad führt uns durch Lorbeerwälder zur Kreuzung von Cumbre de Bolico.
Hier bestaunen wir kurz einen Nebelfänger. Mit Netzen wird hier an regnerischen Tagen Wasser gewonnen, das durch eiserne Rohre entlang der Wanderwege hinunter ins Tal plätschert.
Die Levadas auf Madeira sind hier etwas stilvoller, aber im Moment stört uns das wenig, denn unser heutiger Wandertag endet wieder mit einem Abstieg hinunter nach Santiago del Teide.
Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine Portion Mut. Das waren die Anforderungen, die laut unserem Routenbuch für die Wanderung durch die Masca-Schlucht nötig waren.
Ganz aus der Luft gegriffen sind diese Vorgaben nicht, denn gerade weil diese Wanderung sehr beliebt ist und zu den beliebtesten Attraktionen Teneriffas zählt, gibt es hier öfters Unfälle. Wenn man das Schuhwerk ansieht, mit dem die meisten Besucher diese Wanderung in Angriff nehmen, überrascht es allerdings nicht, dass der eine oder andere Wanderer den Halt verliert.
Zumindest am Wetter sollte unser Besuch der Masca-Schlucht nicht scheitern – der Himmel präsentierte sich beinahe wolkenlos als wir durch das kleine Dorf am oberen Ende der Schlucht spazierten.
Und obwohl dieser Ort klar vom Tourismus beherrscht wird, zeigte sich auch hier wieder die Herzlichkeit der Inselbewohner. Als wir eine Flasche Wasser kaufen wollten, präsentierte uns ein Café-Besitzer stolz seine Sammlung an selbstgebauten „Timples“.
Ursprünglich stammten diese kleinen Gitarren mit fünf Saiten aus Italien und mit einem Umweg über die Kanarischen Inseln haben sie von hier aus ganz Südamerika erobert. Nach diesem kleinen Abstecher in die Geschichte der Volksmusik starteten wir unsere Wanderung.
Gleich zu Beginn ging es steil bergab und immer höher ragten die wilden Felswände neben uns empor. So früh am Morgen waren nur wenige Wanderer unterwegs und wir konnten rasch unser Tempo laufen, ohne bei engen Passagen zu oft auf andere Besucher Rücksicht nehmen zu müssen.
Dem Weg selbst sah man an, dass diese Etappe gerne und viel begangen wird. Die Wege waren ausgetreten und teils auch rutschig. Bei feuchtem Wetter kann dieseTour tatsächlich anspruchsvoll sein.
Wir selbst konnten diese spektakuläre Tour in vollen Zügen geniessen. Die Vegetation wechselte zwischen Palmenhainen, wilden Felsabbrüchen und kleinen Tümpeln mit mannshohen Schilffeldern. Gelegentlich sah man Vögel in den Felswänden nisten und unterwegs begegneten wir sogar einer kleinen Ziegenherde.
Obwohl die Wege gut zu begehen waren, kam es gelegentlich vor, dass wir einer falschen Spur folgten und umkehren mussten, um einer Kletterpartie auszuweichen. Unterwegs machten wir nur Halt, um die beeindruckenden Felsformationen in der Schlucht zu bewundern.
All diese Erlebnisse machten die heutige Tour zu einer überaus kurzweiligen Etappe, die mit einer Bootsfahrt nach Puerto Santiago viel zu schnell ein Ende fand. Es ging vorbei an den Steilküsten „Los Gigantes“ in den gleichnamigen Badeort am Meer.
Auf einmal hatte uns die Zivilisation wieder, denn nachdem wir die letzten zwei Nächte im wenig besuchten Santiago del Teide verbracht hatten, war hier ein deutlich internationaleres Publikum vertreten.
Ein Spaziergang mit Blick auf die nahe Insel La Gomera bereitete diesem aufregenden Tag ein gemütliches Ende.
Heiss, heiss, heiss… die Sonne brannte auf uns herunter, während wir hinter der Stadt Adeje zum Boca del Paso hoch stapften. Während sich der Weg in Serpentinen den Hügel hoch schlängelte, zogen über uns Paragleiter am stahlblauen Himmel weite Kreise.
Wieder hatten wir wunderbares Wetter und auch heute konnten wir das gut gebrauchen, denn wieder stand eine lange Etappe auf dem Programm.
Wir gewannen langsam an Höhe und hatten tolle Ausblicke auf die nahen Gipfel der Montaña de los Brezos. Immer wieder zogen Paragleiter über unsere Köpfe hinweg und mit jedem Schritt kamen wir ihnen ein etwas näher. Dachten wir zumindest, denn schon seit einer Stunde ging es kräftig bergauf.
Oben am Pass angekommen, wechselte wieder die Szenerie. Der Pfad schlängelte sich durch rotes Gestein über eine Hochebene, auf der gelegentlich Kiefern für grüne Farbtupfer sorgten.
Wir rasteten und erreichten kurz darauf einen angenehmen Weg, der uns durch ein Waldstück zur „Barranco del Infierno“ – der Höllenschlucht – führen sollte.
Der Weg war abwechslungsreich und angenehm zu begehen und die Ausblicke auf die tiefe Schlucht unter uns machten diesen Abschnitt zu einem tollen Erlebnis.
Wieder waren wir überrascht, wie wenig Leute wir unterwegs zu Gesicht bekamen. Gerade nach dem Multikulti-Abend in Los Gigantes und Puerto Santiago war dies eine willkommene Abwechslung.
Die Szenerie wechselte auch kurz darauf wieder, als wir das Dorf Ifonche passierten. Ein kurzes Stück auf einer Strasse führte uns zum Startplatz der Gleitschirmflieger. Nachdem wir einige Starts beobachten konnten, erreichten wir einen schmalen und felsigen Höhenweg.
Dieser führte uns wieder Richtung Küste und wir konnten die Montaña les Brezos dieses Mal von der anderen Seite bewundern.
Doch auch jetzt brannte die Sonne heiss auf uns herab und auf diesem letzten Abschnitt gab es beinahe keinen Schatten. Entsprechend froh waren wir, als wir kurz vor Arona einige kühle Schluchten durchqueren mussten.
Die letzten Schritte ins Zentrum dieses kleinen Dorfes sind uns heute etwas schwer gefallen, doch umso schöner war es, als wir nach einer kurzen Taxifahrt unser Hotel erreichten und im Spa-Bereich die müden Füsse hochlegen konnten.
Gemütliches Auslaufen zur sogenannten „Weissen Mondlandschaft“ sollte heute auf dem Programm stehen. Doch kann ein Ausflug zum Mond wirklich bequem werden?
Wir spazierten runter zum Zentrum des Dorfes Vilaflor und suchten den Einstieg zum Fernwanderweg Camino Natural, der uns zu dieser Sehenswürdigkeit bringen sollte.
Die Asphaltstrasse ging über in einen gepflasterten Weg, dieser wurde kurz darauf holpriger und bald schon ging es wieder im gewohnten Trott bergauf.
Auf knapp 1‘900 Meter sollte uns die heutige Etappe führen, doch die höhere Lage merkten wir vor allem wegen der angenehmen Temperaturen, die uns den Aufstieg deutlich erleichterten.
Der erste Abschnitt war etwas felsig, doch bald schon erreichten wir einen überaus angenehm zu begehenden Weg, dem wir bequem durch einen der typischen Kiefernwälder folgten.
Doch je höher wir kamen, desto vulkanischer wurde der Untergrund. Erde wechselte zu feinem Lava-Kiesel, der Boden begann in den unterschiedlichsten Farben zu strahlen und plötzlich tauchte eine erste schneeweisse Bimsstein-Formation vor uns auf.
Die Karte zeigte uns, dass etwas oberhalb dieser Felsen ein schwarzes Lavafeld auf uns wartete und wir stiegen noch etwas weiter auf, um dies zu besichtigen. Wie abgeschnitten endete plötzlich der Wald und wir wanderten über staubigen, schwefelgelben Lavaboden, der bald von schwarzem Stein abgelöst wurde.
Vor uns öffnete sich eine Schlucht und im Hintergrund leuchteten in tiefem blau die Berge von Gran Canaria über das dunstige Meer zu uns herüber. Wir bewunderten die abwechslungsreiche Szenerie und stiegen wieder zur „weissen Mondlandschaft“ hinab.
Die abstrakten Formen dieser schneeweissen Felsen wurden durch Vulkanausbrüche und durch natürliche Erosion über Jahrhunderte hinweg geformt und zählen heute zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten auf Teneriffa.
Wir legten eine Rast ein und schossen ein paar Bilder bevor wir uns wieder auf den Rückweg nach Vilaflor machten.
Der Weg zurück war wieder ausgesprochen angenehm zu begehen und so fand unsere Wanderwoche auf Teneriffa ein bequemes Ende.
Teneriffa ist wohl eine der beliebtesten Inseln der Kanaren, die Jahr für Jahr von unzähligen Gästen aus der ganzen Welt besucht wird. Entsprechend gut ist die Infrastruktur in den touristischen Zentren und entsprechend gut dokumentiert sind die Attraktionen.
Überraschend war für uns daher vor allem die Tatsache, wie wenig begangen auch die grössten und bekanntesten Wanderwege zu dieser Jahreszeit sind. Bis auf wenige Ausnahmen konnten wir die Begegnungen bei den Wanderungen an einer Hand abzählen. Auf Madeira zum Beispiel sind die Wanderwege deutlich höher frequentiert als hier auf Teneriffa.
Ausgesprochen gut sind auch die Signalisation und die Qualität der Wanderwege. Diese sind zwar teils felsig und verlangen entsprechend nach gutem Schuhwerk und Trittsicherheit, aber man merkt, dass diese gepflegt werden und man sich mit Liebe um diese Wege kümmert. Wo Fragen auftauchen, hilft das Routenbuch und die Karte immer weiter, so dass die Orientierung kein Problem darstellt.
Überraschend schwierig war teils die Kommunikation. Obwohl Teneriffa Gäste aus der ganzen Welt anzieht, spricht das Service-Personals in allen Branchen meist nur Spanisch oder nur widerwillig Englisch. Ein paar Brocken Spanisch sollte man auf alle Fälle mitbringen, um sich das Leben leichter zu machen.
Angenehm überrascht waren wir von der Herzlichkeit der Inselbewohner. Die Leute sind offen, hilfsbereit und fröhlich. Auch deswegen sollte man etwas Spanisch können, denn wer nicht mit den Leuten kommunizieren kann, versäumt definitiv ein paar angenehme Begegnungen.
Teneriffa hat uns bei unserem ersten Besuch auf alle Fälle verzaubert. Wir kommen wieder!
Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch
Abwesend: Mittwoch
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