Velofahren macht hungrig. «Offerta Paellas» steht auf dem Schild einer Metzgerei. Paella! Genau richtig! Die Verkäuferin präsentiert mir Hähnchen und Kaninchen als ganzes, ob ich Streifen oder Stücke wolle? Eigentlich möchte ich essen, nicht warten, bis gekocht ist. «Stücke», sage ich irritiert, und als ich die Paella entgegennehmen will, trifft mich der Schlag: die Dame hält mir zwei Plastikbeutel hin, je einen mit rohen Kaninchen- und Hähnchenstücken. Ich stopfe sie in meine Satteltasche und ziehe weiter, im Gepäck fünf Kilo Fleisch, im Bauch ein Riesenhunger. Das Frischfleisch tausche ich später gegen ein Stück Tortilla, der Barkeeper kriegt sich kaum ein vor lachen und verspricht, eine feine Paella zu kochen. Gegen Abend erreiche ich die ehemalige Industriestadt Alcoy mit ihren Jugendstilfassaden und der umwerfend schönen Plaza de Dins und gönne mir in einer Bar, deren Wände bis unter die Decke mit Postkarten verziert sind, unvergessliche Tapas.
Weinberge, Olivenplantagen und mächtige Wallnussbäume lässt sie hinter sich, als sich die Via Verde parallel zum Flüsschen Rio Serpis in eine schmale paradiesische Schlucht zwängt. Der Weg folgt in der rund zehn Kilometer langen Schlucht dem Flussbett mit seinen Schilfgürteln, Feigenbäumen und Wasserbecken. Frösche quaken, Vögel singen, sonst Stille. Menschen begegne ich erst wieder in Villalonga, dem hübschen Städtchen mit der wunderschönen historischen Stadtvilla, in der ich logiere, seinen vielen Brunnen und dem guten Wasser, auf das die Einheimischen so stolz sind.