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Genussradeln am «schwäbischen Meer»
Eine Velotour um den Bodensee von Konstanz bis nach Schaffhausen im Westen und Bregenz im Osten entführt in die weite, offene Gegend des «schwäbischen Meeres». Der tosende Rheinfall, die bizarren Vulkangipfel des nahen Hegau, ein faszinierende Pfahlbauer-Freilichtmuseum, die wunderschöne Blumeninsel Mainau und die glitzernde Wasserfläche des Bodensees sind einige vieler Höhepunkte dieser Veloreise.
Manchmal, wenn die Sonne mild in einen diffusen Tag scheint und die Wasseroberfläche bis zum Horizont hin glitzert, könnte man meinen, der Bodensee sei ein Meer. Kein Zufall, wird er im Volksmund auch liebevoll «schwäbisches Meer» genannt. Doch keine Sorge: Eine Velotour rund um den Bodensee, die auf Schweizer, deutschem und österreichischem Boden hauptsächlich auf dem verkehrsfreien Bodensee-Radweg verläuft, ist in ein paar Tagesetappen gut zu bewältigen; da liegt sogar ein Abstecher rheinabwärts nach Westen zum Rheinfall drin.
Konstanz im deutschen Teil des Bodenseegebiets eignet sich als Ausgangspunkt perfekt, es liegt sozusagen im Zentrum dieser Veloreise. Höhepunkte wie die wunderschöne Konstanzer Altstadt und das Sea Life Center mit seiner faszinierenden Unterwasserwelt sparen wir uns für den Schluss der Reise auf. Jetzt zieht es uns aufs Velo. Nach einer kleinen Einfahrtour auf der hübschen Insel Reichenau (UNESCO Weltkulturerbe) setzten wir mit dem Schiff nach Gaienhofen über und radeln in die Schweiz nach Stein am Rhein, das just am Auslauf des Bodensees in den Rhein liegt. Die mittelalterlichen Häuser mit den bemalten Fassaden und den Erkern sind wunderschön; wer sich nicht satt sehen kann, findet später in Schaffhausen ähnliche Kleinode. Doch dort, in der Munotstadt, meinen wir bereits das mächtige Rauschen des fallenden Rheins zu hören. Wenige Kilometer unterhalb der Stadt befindet sich der grösste Wasserfall Europas. Aus einer ganz besonderen Perspektive erleben wir den Rheinfall, als wir die Velos gegen ein Boot eintauschen, das uns im Becken des Rheinfalls nahe an den berühmten Rheinfallfelsen führt. Der mächtige Felsen mit der Schweizerfahne drauf ist umhüllt von kleinsten, glitzernden Wasserpartikeln, die in der Luft tanzen. Hier, aus nächster Nähe, hat man eine sensationelle Sicht auf die stiebenden Wasser, ohne sich in die Menge der Touristen am Rheinfall einreihen zu müssen.
Dem malerischen, ruhig fliessenden Rhein folgen wir flussaufwärts, zurück Richtung Bodensee, wo ein Kurzbesuch der Insel Werd mit dem bekannten Franziskanerkloster auf dem Programm steht. Die kleine Rheininsel hat ihren Namen vom Begriff «Ward», was so viel wie Insel bedeutet, bekommen und hatte schon zur Zeit der Pfahlbauer ihre Bedeutung.
Wir spähen hinüber zur Halbinsel Höri. Dort, in der Abgeschiedenheit nahe des Wassers, haben zwei namhafte deutsche Künstler gelebt und gearbeitet: Otto Dix, einer der bedeutendsten deutschen Maler und Grafiker des 20. Jahrhunderts, und Hermann Hesse, Dichter und Literatur-Nobelpreisträger, der hier ein einfaches und naturverbundenes Leben auf dem Lande führte. Ganz in der Nähe die erstaunliche Vulkanlandschaft des Hegau im südlichsten Zipfel Deutschlands. Bizarre Vulkanformationen, deren Spitzen man mit etwas Glück erspäht, mit so speziellen Namen wie Hohenkrähen, Hohentwiel und Hohenstoffel, zum Teil gekrönt mit stolzen Burgruinen, versetzen in eine mystische Welt.
Jetzt fühlen wir uns beinahe wie am Meer: Durch Fischerdörfer radeln wir via Konstanz der Blumeninsel Mainau entgegen. Subtropische und tropische Pflanzen und die prächtigen Palmen auf der zauberhaften Mainau verleihen uns - genau wie Anfangs der Reise der Blick über die unendlich scheinende Wasserfläche des Sees - das Gefühl, am Meer zu weilen. Doch so weit sind wir mit unseren Velos natürlich nicht gekommen, obwohl wir täglich durchschnittlich 50 km zurücklegen. Nach einer kurzen Überfahrt mit dem Schiff erreichen wir am Nordufer des Bodensees die alte Reichsstadt Überlingen mit ihren Patrizier- und Bürgerhäusern, den wehrhaften Türmen, dem gotischen Münster St. Nikolaus und der längsten Promenade des Bodensees. Gerne lassen wir uns hier in die Vergangenheit entführen, in die Zeit der Pfahlbauer. Direkt am Ufer des Sees gelegen gehört das Pfahlbaumuseum, ein wunderschön hergerichtetes Freilichtmuseum, zu den touristischen Höhepunkten der Region. Hier lassen wir das Velo am Eingang stehen und begeben uns zu Fuss auf Entdeckungsreise.
Die Insel Mainau.
Über das uralte Meersburg, auf dessen gleichnamiger Burg die berühmte deutsche Dichterin Annette von Doroste-Hülshoff während ihren Aufenthalten am Bodensee weilte, nehmen wir schliesslich Fahrt auf für die Tour im Uhrzeigersinn um den östlichen Teil des Bodensees. In Friedrichshafen verführt uns das Zeppelinmuseum zu einem weiteren Abstecher, doch dann geben wir uns dem See gerne hin. Folgen seinem malerischen Gestade, radeln durch kleine Dörfer, verspeisen in Fischrestaurants direkt am See herrliche Bodenseefelchen und geniessen im hübschen bayrischen Lindau, das auf einem klitzekleinen Eiland liegt, richtiges Inselfeeling. Bregenz führt uns kurz später in die Welt der Kultur. Kaum möglich, dass man hier vom Flair der weltberühmten Festspiele auf der Seebühne nicht berührt wird. Von der kulturellen Seebühne geht’s über zu einer einmaligen «Naturbühne», dem Naturschutzgebiet Rheindelta. Die Hauptakteure sind hier nicht Schauspieler, sondern kleine und kleinste aber sehens- und schützenswerte Tiere und Pflanzen. Unter den rund 600 verschiedenen Pflanzen findet man z.B. den Sonnentau, aber auch über 300 Vogelarten sowie rund 160 Wildbienen- und rund 40 Libellenarten haben hier ein zu Hause.
Wir haben nun den östlichen Zipfel des Bodensees umrundet. Auf Schweizer Seite rollen wir auf schönen Uferwegen via Romanshorn, das den grössten Bodenseehafen der Schweiz besitzt, Richtung Kreuzlingen. In der Nachmittagssonne ist bisweilen die gegenüber liegende Seeseite kaum auszumachen. Ein Wind kommt auf, eine frische Brise, der See bedeckt sich mit aufmüpfigen Wellen. Segel schmücken die weite Wasserfläche, und wir geniessen auf den letzten Kilometern dieser Velotour um den Bodensee und in sein Umland einen herrlichen Rückenwind. Und so sind wir am Ziel in Konstanz frisch und fit genug, ausgiebig die wunderschöne Altstadt und die faszinierende Unterwasserwelt des Sea Life Center zu bestaunen.
Am Ufer des Bodensees.
Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch
Abwesend: Mittwoch
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