Hellebarden, Hochmoore und ein Wallfahrtsort
Vom Besuch in den Grotten abgekühlt, nimmt man locker den Anstieg hinauf zum Äegerisee in Angriff. Eine Region historischer Schlachten wie etwa jener legendären Schlacht am Morgarten im Jahr 1315, als die zahlenmässig unterlegenen Eidgenossen die Habsburger in die Flucht schlugen. Gekämpft wurde auch in jüngerer Zeit, wenn auch nicht mit rollenden Baumstämmen und Hellebarden: das Schweizer Stimmvolk entschied sich in einer Abstimmung in den 1980er-Jahren für den Erhalt der Hochmoorlandschaft Rothenthurm mit ihrer einzigartigen Orchideen-, Torf- und Insektenwelt, die man auf der Durchfahrt mit dem Velo mit allen Sinnen geniesst.
Die Naturlandschaft liegt noch nicht weit zurück, da erreichen die Velofahrer den Wallfahrtsort Einsiedeln mit seinem eindrücklichen Kloster, einer Station auf dem Jakobsweg. Bis zum Sihlsee ist es nun nicht mehr weit, und bald wird auch schon der Blick auf den Zürichsee mit vielen Booten und dem dichtbesiedelten Ufer frei. Die Abfahrt hinunter zur Linthebene ist lang und bietet ein unvergessliches Panorama.
Obwohl von steilen Felswänden flankiert, über denen weisse Berggipfel grüssen, geniesst der Walensee ein mildes Klima. Hier gedeihen Feigen und Kiwis, und hier lässt es sich in fast mediterranem Klima im 150 m tiefen See baden. Wie stille Wächter begleiten die Churfirsten die wackeren Velofahrer auf ihrem Weg Richtung Sargans, wo das prächtige Schloss und weiter oben der massive Gonzen thronen, letzterer ein uralter Eisenerzlieferant. Nun riechen die Pferde schon fast den Stall, das Ziel naht: Im Schuss geht es auf dem Rheindamm durch das St. Galler Rheintal, eine vom warmen Föhn verwöhnte Landschaft, bis schliesslich silbrig glitzernd der Bodensee am Horizont erscheint. Nach neun Tagen ist an seinem südwestlichen Ende Rorschach erreicht, das Ziel dieser unvergesslichen Veloreise.