Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch
Abwesend: Mittwoch
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Natur, Kultur & Italianità
Die wunderschöne Veloreise von Venedig, der Stadt der Liebenden, bis nach Florenz, einer der schönsten Kulturstädte der Welt, bietet nicht nur kulturell, sondern auch landschaftlich eine unglaubliche Vielfalt. Durch Naturparks und englang dem Po und der Adria führt die Reise, streift die Ausläufer des Apennin und durchquert duftende Kiwi-, Pfirsich- und Melonenplantagen. Ein herrlicher Mix aus Sport, Natur, Kultur und viel Italianità.
Herbstnebel nördlich der Alpen, eine strahlend warme Herbstsonne im Süden. Wir sind in bester Ferienstimmung, als wir uns nach einer langen Zugfahrt in Venedig Mestre mit den anderen Gästen dieser Veloreise Venedig - Florenz zur Tourenbesprechung treffen. Den ersten Abend verbringen wir in der Stadt der Liebenden. Und etwas von ihrem Zauber geht sofort auf mich über: Auf den ersten Blick habe ich mich in diese Stadt mit den Kanälen und Gondolieri verliebt. Als wir nach einem feinen italienischen Abendessen durch die Gassen schlendern, begleitet uns die typische italienische Strassenmusik und macht uns neugierig auf mehr. Bei der Stadtführung am nächsten Tag lernen wir nicht nur die Sehenswürdigkeiten kennen, sondern werden in die Geschichte vom heiligen San Marco und die Geheimnisse der Entstehung der Lagune eingeweiht.
Aber wir sind ja nicht nur zum Gondelfahren und Schlendern her gekommen, sondern zum Velofahren. Darum freuen wir uns, als es endlich los geht auf die erste von fünf Tagestouren. 60 km sollen wir heute fahren bis nach Chioggia, einem ruhigen Städtchen, das an die venezianische Seeherrschaft erinnert. Wir sind kaum gestartet, als ein lauter Knall an meinem Hinterrad die Truppe zum Stehenbleiben zwingt. Doch dank unserem «Pannendienst» ist schon nach wenigen Minuten ein Ersatzhinterrad montiert, wir können weiter rollen und schliesslich unser Tagesziel Chioggia und das schöne 4-Sterne-Hotel geniessen.
Der zweite Tag hat Erbarmen mit uns: Zumeist folgt der Veloweg der Etsch, dem zweitgrössten Fluss Italiens, und fordert und trotz der 65 Tageskilometer nicht allzuviel ab. Trotzdem spüre ich am Abend meine Beine und meinen Hintern, dafür kaum mehr meine Handgelenke. Wie wohltuend darum die Rast mit dem so genannten «Spritz Apéro», einem typischen Sommer-Apéro aus Venedig, der sich von nun an auf dieser Tour einbürgern sollte. Ein bisschen süss, ein bisschen herb und leuchtend orange: So vielfältig und verführerisch wie unsere Velotour.
Der dritte Tag fällt, so weiss man vom Bergsport, meistens am schwersten. Wohlweislich stehen heute nur 45 km auf dem Programm. Wohlweislich hat mir auch jemand von seinem Geheimmittel gegen Sitzprobleme abgegeben, einer speziellen Crème, die mir tatsächlich das Sitzen auf dem Sattel ein wenig erleichtert. Auch heute ist die Strecke nicht sonderlich anstrengend. Lange fahren wir auf einem Damm entlang dem Fluss Po. Trotz des gemütlichen Tempos darf auch heute hin und wieder ein Kaffeestopp nicht fehlen. Gute Gewohnheiten soll man beibehalten. Das sagt sich wohl auch der «Plattengott», denn auch heute gibt es wieder einen Knall, allerdings beim Reifen eines anderen Tourenteilnehmers. Eine Gast ist schnell mit einem Plattenflickset zur Stelle, holt Klebstoff und sogar Handschuhe hervor, flickt den Platten – hat aber zum Schluss keine Pumpe zur Hand... Doch wir haben Glück: Ein hilfsbereiter Italiener pumpt uns den Reifen auf – nur leider ist der Reifen bereits nach ein paar Metern wieder platt. Trotz erneuter Flickaktion erreichen wir bald unser Tagesziel Ferrara, die bekannteste Fahrradstadt Italiens. Hier ist wirklich jeder auf seinem Drahtesel unterwegs. Und so begeben auch wir uns – trotz müden Beinen und wunden Hinterteilen – per Velo auf die Besichtigung der mittelalterlichen Stadt mit ihrem Wasserschloss, dem Dom und dem jüdischen Viertel.
Nach so viel Kultur bringt ein Abstecher in die Natur am nächsten Tag eine wunderbare Abwechslung. Der Naturpark des Po-Deltas bietet eine einzigartige Flora und Fauna. Schliesslich erreichen wir die glitzernd blaue Adria mit ihren weiten Stränden und schliesslich die Hafenstadt Ravenna. Nach einer kurzen Stadtbesichtigung steigen wir früh am nächsten Morgen wieder aufs Velo. Die Ausläufer des Apennins legen uns ein paar wunderschöne Hügel in den Weg, die uns ordentlich Energie kosten. Bei einem Zwischenstop in Faenza, einem bezaubernden Städtchen mit weltbekannter Keramik, geniessen wir einen wohl verdienten Teller Pasta, der uns für die letzten Kilometer dieses Tages stärkt. So haben wir zum Schluss noch genug Power, die Fahrt durch die Reben, Kiwi-, Nektarinen- und Pfirsichplantagen in vollen Zügen zu geniessen.
Der letzte Tag beginnt gemütlich mit einer Zugfahrt durch die wilde Bergwelt des Apennins bis Borgo San Lorenzo. Zwei letzte Steigungen erwarten uns, die es in sich haben. Das Angebot des Fahrers unseres Begleitfahrzeugs, das Velo auf den Anhänger zu laden, nehme ich darum gerne an. Aber ich steige nicht etwa ins Auto, sondern bewältige die 13 %-ige und damit heftigste Steigung dieser Tour zu Fuss – auch nicht ohne! Wer oben ankommt – ob mit Velo oder zu Fuss - , wird von der Gruppe mit herzlichem Applaus empfangen. Welch ein Gefühl! Das Picknick, das unsere Tourenleiterin Kira für uns hergerichtet hat, schmeckt nach solcher Anstrengung einfach himmlisch: Tomaten-Mozzarella-Sandwiches mit einem schönen Glas Rotwein wollen wir auf einer hübschen Bank unter Bäumen geniessen – die allerdings unter dem Gewicht von drei müden Velofahrern augenblicklich zusammen kracht. Was soll’s, das Picknick schmeckt, am Boden verzehrt, genau so gut.
Durch eine liebliche hügelige Toskana-Landschaft mit Olivenhainen, einzelnen Zypressen und Gutshöfen sausen wir nach dieser Pause eine wunderbar lange Abfahrt hinunter, immer mit Blick auf unser Ziel, Florenz. Schliesslich rollen wir glücklich und erwartungsvoll in eine der schönsten Kulturstädte Italiens ein und erleben eine einzigartige Stadtführung über den Ponte Vecchio zum Palazzo Vecchio und zum Dom, dem höchsten Gebäude der Hauptstadt der Toskana. Das wunderbare italienische Abschiedsessen mit einem wunderbaren Rotwein am Abend setzt diesem Tag und der ganzen Tour die Krone auf.
Zurück in Florenz.
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