Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch
Abwesend: Mittwoch
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Auf dem Querweg vom Titisee nach Radolfzell
Die mehrtägige Wanderung vom Schwarzwald zum Bodensee hat Spektakuläres zu bieten: Von den Höhen des Schwarzwaldes taucht man ab in die Naturlandschaft der Wutachschlucht, passiert den Blauen Stein, wandert durch die bizarre Vulkanlandschaft des Hegau und erreicht schliesslich bei Radolfzell das Schwäbische Meer, den Bodensee.
Kurz ist er, der Aufstieg auf den Hochfirst, und lohnend: Der Blick reicht über den ganzen Schwarzwald, den Titisee und bis zu den Alpen. Doch auf der Wanderung, die auf dem bekannten Weitwanderweg Querweg verläuft, verschluckt uns schnell der Wald. Schwarz ist er nicht, aber dicht. Und so geniessen wir kurz vor Kappel, beim Franzosenkreuz, die Aussicht umso mehr. Der Blick wandert in die Ferne, die Gedanken in die Vergangenheit: Das Franzosenkreuz erinnert an die im April 1799 gefallenen österreichischen und französischen Krieger, denen wir später auf dieser Tour nochmals «begegnen» werden. Uns geht’s gut, wir legen im netten Gasthaus Blume eine Rast ein und geniessen Griebenschmarrn und hausgemachten Beerensirup.
Wir passieren die Antonius-Kapelle und den Stationenweg, schicken dem Heiligen für verlorene Dinge ein paar freundliche Gedanken - man kann nie wissen - und machen uns an den steilen Abstieg, bei dem man trittsicher sein sollte. Ein wunderschöner Naturweg leitet uns in die Schlucht hinunter bis zur Haslachmündung, wo wir der Wutach entlang wandern. In dieser Naturlandschaft mit ihren vielen Schluchten stossen wir bald auf die Mauerreste des sogenannten «Räuberschlössle», einer alten Felsenburg. Wir blicken uns vielleicht einmal zu viel um, doch die Natur liegt idyllisch und friedlich da; selbst die Schattenmühle, unser Übernachtungsort, hat überhaupt nichts Finsteres oder Unheimliches, im Gegenteil, wir sind begeistert von der Gastfreundschaft.
Auf schmalen Schluchtenwegen hoch über den rauschenden Wassern der Wutach geht es abenteuerlich unserem Ziel Blumberg entgegen. Zum Glück haben wir genügend zu trinken dabei und sind schwindelfrei. Und einen Fotoapparat, um die eindrückliche und üppig grüne Wutachschlucht immer wieder im Bild festzuhalten. Hier und da gelangen wir ans Wasser, wo man sich an heissen Tagen herrlich erfrischen kann. Wir erfrischen uns etwas später: in der Zivilisation, in Blumberg. Der Ort verzaubert uns mit seinem Charme, seinen schönen Kirchen und farbigen Häusern.
Farbe ist auch später angesagt, nämlich blau: Wir passieren den Blauen Stein, eine Felsformation bestehend aus zehn Meter hohen Basaltsäulen, die wie eine von Künstlerhand geschaffene Gruppe archaischer Gestalten aus dem Buschwerk ragt. Beim genaueren Hinsehen kann man im bläulichen Fels durchaus Gesichter erkennen, und so fühlen wir uns beim Picknick am Fusse des Blauen Steins fast ein wenig beschützt.
Der Blaue Stein mag der Vorbote des Hegau sein, dieser Landschaft mit ihren markanten Vulkanen und ihren seltsamen Namen. Hohenhewen, Hohenkrähen, Hohenstoffel und Hohentwiel aber auch Mägdeberg heissen einige von ihnen, und beim Aufstieg zum Hohenhewen können wir den ersten Teil des Namens gut nachvollziehen: Der Gipfel ist nur hartgesottenen Wandern vorbehalten. Wir widmen uns sanfteren Themen, nämlich der Literatur. Der Wanderweg ist dem württembergischen Arzt und Schriftsteller Ludwig Finckh gewidmet. Der Autor des in volkstümlicher Sprache 1905 erschienenen Romans «Der Rosendoktor» war mit Hermann Hesse befreundet.
Wir befinden uns mitten in der Vulkanlandschaft des Hegau und nähern uns dem Hohentwiel mit seiner Ruine, dem Hausberg Singens, als wir mit einem Nordic Walker ins Gespräch kommen. Der geschichtsbewanderte Sportler erzählt nicht von den Herzögen von Schwaben, deren Residenz die Burg einst war, sondern von Napoleon und den Franzosen, welche die Festung 1799 schleiften. Und vom Hohenstoffel mit seinen zwei markanten Spitzen, in dessen Krater man hinabsehen kann. Wir schauen uns die geschichtsträchtige Stadt Singen mit ihren vielen schönen Brunnen an und ziehen auf dem Querweg weiter. Die Landschaft öffnet sich, in der Ferne leuchtet in der Sonne wie gemalt das Alpenpanorama und vor uns liegt das Schwäbische Meer, der Bodensee. Wahrlich wie ein Meer sieht er aus, und das Leben an seinem Gestade fühlt sich fast so an. Wir sinken am Ufer in zwei Liegestühlen, strecken unsere müden Wanderbeine, löschen den Durst mit einem Radler und lassen unsere Nase von den Sonnenstrahlen kitzeln.
Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch
Abwesend: Mittwoch
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