Hüttenwanderungen haben einen ganz besonderen Reiz, in der Schweiz genau so wie etwa im nahen und fernen Ausland. Über Stock und Stein geht es auf mehrtägigen lieblichen bis spektakulären Wandertouren durch Hügel- oder ein Gebirgslandschaften. Nach diesem täglichen Naturerlebnis kehren Sie abends nicht zurück ins Tal in die Zivilisation, sondern bleiben in der Einsamkeit und Stille der Berge, mitten in der Natur.
Dabei ist keine Bergunterkunft wie die andere. Von einfachen Hütten für wenige Personen bis zu grossen Berghäusern mit vielen Betten, von ganz einfachen bis zu äusserst komfortablen Hütten, von urigen Steinhäusern über Hütten mit Schindeln oder Holzfassade bis hin zu Kleinoden moderner Architektur ist alles möglich. Eines jedoch ist auf jeder Hütte gleich: Die Glückshormone einer langen Wanderung oder die Vorfreude auf die bevorstehende Tour zaubern eine ganz spezielle Stimmung in alle diese himmelnahen Übernachtungsorte. Auf der Sonnenterrasse oder im gemütlichen Gastraum sitzt man mit wildfremden Menschen zusammen, tauscht Erfahrungen aus, geniesst das Panorama oder das Flair der Gaststube und stärkt sich mit lokalen Spezialitäten.
Ein paar Grundregeln gilt es, ob im In- oder Ausland, beim Aufenthalt in Berghütten zu beachten:
- Die Bergschuhe deponiert man in der Garderobe und benutzt für den Aufenthalt in der Hütte eigene oder die zur Verfügung gestellten Hüttenschuhe.
- Da Abfallentsorgung aufwendig und teuer ist, entsorgt man seinen Abfall nicht in der Hütte, sondern bringt ihn selbst zurück ins Tal.
- Die Schlafräume sind mit Decken, Kissen und Wolldecken ausgestattet. Da die Bettwäsche nicht täglich gewaschen werden kann, bringen Sie einen Hüttenschlafsack mit. In Mehrbettzimmern sind Ohrstöpsel von Vorteil.
- Nachtruhe und Lichterlöschen ist meist um 22.00 Uhr. Man sollte sich danach nur noch im Flüsterton unterhalten, um die anderen Gäste nicht zu stören, und die mitgebrachte Tasche- oder Stirnlampe nutzen.
- Hunde sind in vielen Hütten nicht erlaubt. Rufen Sie vorher an und erkundigen Sie sich, ob Ihr Hund willkommen ist.
Hüttenabenteuer in der Schweiz
Die Wandertour Vierquellenweg im Gotthardgebiet, dem Wasserschloss Europas, führt in sechs Etappen durchs Hochgebirge zu den Ursprüngen von Rhein, Reuss, Ticino und Rhone. Hier erwarten Sie zwei ganz besondere Hüttenübernachtungen. Die Etappe mit Start am Tomasee, der Quelle des Rheins, endet hoch über Andermatt in der Vermigelhütte (2042m). Die gemütliche SAC-Hütte schmiegt sich in eine Landschaft glattgeschliffener Felsen und lädt auf ihrer schönen Sonnenterrasse zum Verweilen. Nach dem Besuch der Reussquelle führt die Route auf einem Höhenweg hoch über dem Bedrettotal zur Piansecco-Hütte (1988m), die gerade umgebaut wird. Bald wird diese SAC-Hütte zu den modernsten Berghütten der Alpen und zu den Highlights auf der Vierquellenwanderung zählen, die anschliessend via Ticino- und Rhonequelle ins Wallis führt. Eine Wanderung am Furka-Höhenweg zurück nach Andermatt schliesst diese Tour ab.
Die Hüttentour Graubünden macht ihrem Namen alle Ehre, führt sie doch von einer Hütten-Perle zur nächsten. Auf der mehrtätigen Wandertour von Davos nach St. Moritz gehört die Kesch-Hütte des SAC (2625m) am Fusse des imposanten Piz Kesch zu den beliebtesten Hütten der Alpen. Die Hütte mit der schlichten Holzfassade und optisch gut integrierten Solarzellen/Sonnenkollektoren bietet modernste Infrastruktur und wurde 2001 für ihr innovatives Energiekonzept mit dem Schweizer Solarpreis ausgezeichnet. Durch das malerische Bergdorf Bergün und das bergblumenreiche Val Bever führt Sie die Wanderung zur Jenatsch-Hütte, der höchstgelegenen Bündner SAC-Hütte. Die Chamanna Jenatsch (2651m) ist nach dem rebellischen Bündner Volksheld Jörg Jenatsch benannt und verfügt über ein kleines Holzhaus mit Doppelbett und Sauna mit Holzofen. Den überwältigenden nächtlichen Anblick des Bündner Sternenhimmels im Herzen, wandern Sie tags darauf leichtfüssig dem Ziel St. Moritz entgegen.
Die spektakuläre Höhenwanderung Sentiero Lago di Lugano von Lugano nach Valle di Muggio im Sottoceneri gehört zu den schönsten Hüttentouren der Schweiz. Der nördliche Abschnitt des Sentiero di Lugano gilt sogar als Königstour unter den Wandertouren im Tessin. Zu den Highlights zählen Monte Tamaro, Monte Gazzirola, Monte Giorgio und Monte Generoso – und natürlich die Berghütten, in denen Sie nächtigen. Erwähnt seien die beiden Hütten im stillen Val Colla an der Grenze zu Italien. Über das Torfmoor Gola die Lago mit seinen lichten Birkenwäldern und das weithin sichtbare Kreuz Motto della Croce wandern Sie mit einem herrlichen Panoramablick auf Lugano, Monte Brè, San Salvatore und die Po-Ebene ins Val Colla hinein. Die neue Capanna Monte Bar, ein moderner kubischer Holzbau, stammt von zwei Tessiner Architekten. Der Blick von der Sonnenterrasse und die raumhohe Verglasung der Gaststube auf das Val Colla und die wie zerrüttete Zähne anmutende Bergkette Denti della Vecchia ist atemberaubend, die Menükreationen aus lokalen Produkten verführerisch. Bestens gestärkt nehmen Sie die spektakuläre Grat- und Grenz-Panoramatour ums Val Colla mit dem Gazzirola als Höhepunkt unter die Füsse und geniessen auf der Terrasse der urigen Capanna Pairolo (1347m) den Sonnenuntergang und zum z‘Nacht herrliche Tessiner Spezialitäten.
Die alpine Wandertour im Sardona-Gebiet führt mitten durch das UNESCO Weltkulturerbe Tektonikarena Sardona. Nirgends sonst in der Schweiz lässt sich die Entstehung der Alpen besser nachvollziehen als auf dem Sardona Welterbe-Weg vom glarnerischen Murg hoch über dem Walensee nach Flims in der Surselva. Die erste Etappe führt Sie an den Liasfalten am Magerrain und den Gipsphänomenen am Wissmeilen vorbei zur Spitzmeilenhütte (2087m). Von den Hochflächen mit der markanten kubischen SAC-Hütte mit Holzfassade und Flachdach geniessen Sie einen fantastischen Blick auf die Churfirsten und die Alviergruppe. Via die frühere Walsersiedlung Weisstannen und den Heidelpass führt die dritte Etappe mit Blick auf die Glarner Hauptüberschiebung zwischen Ringelspitz und Piz Sardona zur Sardona SAC-Hütte (2158m) am Ende des Calfeisentals. In der heimeligen Hütte mit der Holzschindelfassade, die zu den ältesten Hütten gehört, werden Sie mit leckeren Gerichten und Feinem wie selbstgebackenen Kuchen und Brot sowie Bergkäse von der nahen Alp verwöhnt.
Hüttenwanderungen ausserhalb der Schweiz
Ein wahrer Hüttenrausch erwartet Sie auf der Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran. Der Wanderklassiker führt vom Allgäu durch die Täler von Lech und Inn, durchstreift die Ötztaler Alpen nach Südtirol. Der Hüttenreigen ist wie ein Who is Who der Bergunterkünfte. Von der Kemptner Hütte geht es über die grosse Memminger Hütte am Knotenpunkt bekannter Fernwanderwege zur Gipfelhütte Venet (2212m) in den Tiroler Bergen. Im Innern der rechteckigen Flachdachhütte schafft helles, unbehandeltes Holz eine moderne, gemütliche Atmosphäre, die Gäste werden mit typischen Gerichten aus der Tiroler Küche verwöhnt und geniessen einen atemberaubenden Rundumblick. Nicht minder eindrücklich ist das Panorama von der Braunschweiger Hütte (2759m) auf die Tiroler Bergwelt. Die imposante Berghütte ist die höchstgelegene Unterkunft am Fernwanderweg E5 und verwöhnt Sie mit traditionellen Speisen wie Wienerschnitzel oder Tiroler Kasknödel. Nach einer Wanderung über das Pitztaler Jöchl mit Blick auf den Karlesferner, einem Transfer und einer Wanderung auf dem Panoramahöhenweg hinunter nach Vent ist die letzte Berghütte dieser Tour erreicht. Von der trutzigen Martin-Busch-Hütte (2501m) im Herzen der Ötztaler Alpen wandern Sie aus der kargen Bergeinsamkeit zurück in die Zivilisation, ins mediterran anmutende Meran.