Donnerstag 20.8., Etappe 10: Vue des Alpes – Noirague
Mit dem Taxi geht es zurück auf die Passhöhe, um sofort den ersten Anstieg in Angriff zu nehmen. Nach einem kleinen, heftigen Schlussanstieg stehe ich nach gut einer Stunde bereits auf dem Mont Racine und blicke zum Neuenburgersee hinunter sowie hinter mir zurück nach La Chaux-de-Fonds. Es folgt ein sehr aussichtsreicher Streckenteil dem Höhenzug entlang – oft im Blick der Neuenburgersee. Insbesondere erwähnenswert die Aussichtspunkte Col de la Tourne und Tablettes.
Bald darauf beginnt der lange Abstieg nach Noirague. Meist auf dem Grat mit Blick auf die gegenüberliegende Seite und auf federndem Waldweg, später steiler und sich ordentlich hinziehend bis zum Bahnhof Noirague. Hier genehmige ich mir ein Kaltgetränk und gelange mit Zug und Bus nach Couvet zum Hotel de l’Aigle – das einzige Hotel, in dem ich zwei Nächte schlafe. Das altehrwürdige Haus gefällt mir und ist Treffpunkt des Dorfes und entsprechend gut besucht zum Abendessen. Beim folgenden Verdauungsspaziergang fällt auf, dass im beschaulichen Dorf wirklich alles zum Leben vorhanden ist – Bank, Post, Apotheke, Bars, Bäckerei, Metzger, Zahnarzt. Auch Bike- und Elektrogeschäft und Kino gibts in dem Ort im schönen Val de Travers mit nicht mal 3000 Einwohnern.
Freitag 21.8., Etappe 13: Ste-Croix – Vallorbe
Wiederum zieht just am Sonntag eine Regenfront auf – ich möchte aber das weiterhin famos gute Wetter gebührend nutzen. Da ich mehrmals beim Creux du Van war, lasse ich diese Zusatzschlaufe (Etappe 11) aus und hole stattdessen Etappe 13 vom Sonntag vor. Mangels ÖV-Angebot lasse ich mich vom ortsansässigen Taxi nach Ste-Croix hochfahren und nehme die Etappe nach Vallorbe in Angriff. Nach kurzem Anlaufen über die Wiesen zum Bach gehts sogleich in die Steigung zur Aiguille de Baulmes. Die erste Beiz oben nach dem Wald sieht einladend aus, öffnet aber leider erst später – schade. Nach 10 Minuten erreiche ich jedoch einen sensationellen Aussichtspunkt und raste dort. Der Weg folgt weiter bergan, stets dem jäh abfallenden Grat entlang bis zum Gipfel auf Wiesengebiet. Nach einigem Auf und Ab kehre ich knapp vor der Mittagszeit im Chalet Grange-Neuve zum Essen ein. Wohl kein Geheimtipp. Von überall kommen Wanderer und Einheimische und lassen sich bewirten. Nachvollziehbar ist es: Service und Qualität stimmt und mehr Alpstimmung geht fast nicht.
Bald folgt ein fieser kurzer Gegenanstieg zum Suchet, wo ich den letzten Abzweiger jedoch verpasse und auf dem Nachbargipfel lande – bei ebenfalls sensationeller Sicht auf Neuenburger- und Genfersee.
Der Abstieg nach Vallorbe will wieder nicht enden. Insbesondere die letzte Stunde ab Ballaigues ist hart in der heissen Nachmittagssonne und das Dorf Vallorbe lang gestreckt. Letztendlich treffe ich – vermeintlich zu spät – am Dorfplatz ein, um den stündlichen Bus nach Yverdon zu erwischen. Aber oha! Er ist verspätet und kommt eben um die Ecke. Blöd nur, dass er wegen des Feierabendverkehrs (Grenzgänger!) 25 Minuten Verspätung kumuliert und ich meinen Anschluss verpasse. Der Ärger hält sich jedoch in engen Grenzen, da ich diese 7-Stunden-Etappe nun bewältigt habe und Aussicht auf einen nochmaligen freien Tag habe. Zurück in Couvet geniesse ich entsprechend das Abendessen und lasse mich von den französischen Chansons aus dem Radio berieseln.