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Unterwegs im Mont-Blanc Gebiet

Die beiden Freundinnen Madeleine und Helen sind Ende August mit Eurotrek durch das Mont-Blanc-Gebiet gewandert und haben uns einen, wie wir finden, sehr stimmigen Reisebericht zukommen lassen. Er hat uns so gut gefallen, dass wir ihn hier mit der freundlichen Genehmigung der Autorinnen veröffentlichen.

Unterwegs im Mont-Blanc Gebiet

Ankunftstag in Martigny

Seit Monaten haben meine Freundin und ich uns auf den Beginn unseres Abenteuers, der Tour du Mont Blanc, gefreut. Wir hatten beschlossen, uns auf die Ost-Seite zu beschränken, also fünf Tage in den Bergen zu wandern, ziemlich anstrengend - zumindest für unser Niveau.

Der Tag ist gekommen! Leider sind uns die Wettergötter nicht wohlgesonnen.

Wir kommen in Martigny bei starkem Regen an. Der Besuch im Bernhardinerzentrum Barry-Land ist tröstlich. Beim Abendessen schwelgen wir in Erinnerungen an unsere gemeinsamen Erlebnisse in der Vergangenheit und stossen auf unsere Freundschaft an.

Besuch im Bernhardinerzentrum

Die Autorinnen beim Besuch im Barry-Land.

Oh nein, starker Regen!

Ein Blick aus dem Fenster und wir wissen - für die erste Etappe unserer Wanderung benutzen wir die öffentlichen Verkehrsmittel. Schade, aber wir wollen auf keinen Fall durchnässt werden und einen Unfall riskieren!

Wir staunen über das Schweizer Bahn- und Bussystem, das den Transfer nach Champex Lac in einem Bergtal in nur einer Stunde ermöglicht. Unser Gepäck ist schon da, und die Zimmer sind bereit.

Das Dorf ist ziemlich verlassen, abgesehen von ein paar Wanderern in Regenkleidung. Wir bestellen eine Assiette Valaisanne in einem urigen Chalet und nutzen die Zeit für einen Besuch des botanischen Gartens Flore Alpe und einen Spaziergang um den See. Es ist kaum zu glauben, aber die Wettervorhersage für morgen ist sehr vielversprechend...

Der erste Reisetag fällt ins Wasser

Leider hatten die Autorinnen kein Glück mit dem Wetter.

Los geht's! Champex Lac - La Fouly

Wir sind froh, dass unsere erste Etappe die leichteste der Tour ist. Auf einem gut ausgebauten Waldweg geht es zunächst bergab ins Val Ferret. Schon bald wärmen uns die ersten Sonnenstrahlen! Wir folgen dem Fluss Dranse, vorbei an Wiesen und idyllischen Bergbauernhöfen, von denen einige zu Wochenendhäusern umgebaut wurden. Zum Glück klart der Himmel für einige Augenblicke auf und gibt den Blick auf die schneebedeckten Gipfel frei, die das Tal umgeben. Der Weg ist zum Teil recht steil und führt über felsige Hänge. Auf Schotterstrassen und Waldwegen erreichen wir das hübsche Bergdorf La Fouly und unser Hotel.

Auf einem verlassenen Bauernhof finden wir ein geschütztes Plätzchen und geniessen unser wohlverdientes Picknick. Dann ist es Zeit für eine heisse Dusche, eine ausgedehnte Siesta, und schon bald sind wir wieder voll Energie und Vorfreude auf die morgige Wanderung.

In La Fouly gibt es eigentlich nur ein Hotel, sodass wir gemeinsam mit vielen anderen Wanderern zu Abend essen werden.

15 km, 600 m bergauf, 450 m bergab, 4h50, 24000 Schritte

Unterwegs zwischen Champex Lac - La Fouly

Unterwegs an Steilhängen über der Dranse de Ferret.

La Fouly - Refugio Elena

Nach einem traditionellen Käsefondue gestern Abend und ruhiger Nacht hoffen wir, bei Sonnenschein aufzuwachen, aber es ist noch dunstig und neblig.

Wir folgen dem Fluss bergauf und kommen bald zu einem ziemlich steilen Anstieg durch dichte Heidelbeerfelder, in denen einheimische Frauen die köstlichen Beeren in mitgebrachte Kessel sammeln. An einigen Stellen muss man trittsicher sein und darf sich nicht vor den steilen Abgründen fürchten, die direkt bis weit ins Tal führen. Schade, dass wir nicht viel Aussicht haben. Nach etwa 500 Höhenmetern erreichen wir die Berghütte La Peule, wo wir uns eine heisse Schokolade und Tee gönnen. Es folgen weitere 500 Höhenmeter auf einem gut ausgebauten Wanderweg, nicht zu steil, aber stetig bergauf zum Pass Col Ferret, der nach Italien führt. Kurz unter der Passhöhe kommen wir in den Schnee, und absteigende Wanderer warnen uns, dass es oben eiskalt ist. Sie haben Recht! Wir denken gar nicht daran, unseren Wein auszupacken, den wir am heutigen höchsten Punkt auf gut 2600 Metern trinken wollten, sondern ziehen uns noch eine weitere Schicht Kleidung an.

Schnee und Nebel auf dem Weg zum Col de la Seigne

Langer Anstieg zum Col de la Seigne durch Schnee und Nebel.

Was für eine Überraschung, als wir die italienische Seite des Passes betreten - kein Nebel, Sonnenschein und ein herrlicher Blick auf das Mont-Blanc-Massiv! Diesen Moment werden wir nie vergessen!

Der Weg hinunter zum Refugio Elena auf 2061 m ist bei den heutigen Bedingungen kein Vergnügen. Schnee, Schneematsch und Schlamm machen ihn sehr rutschig und gefährlich. Trotzdem finden wir einen Platz, an dem wir unser Picknick mit Aussicht geniessen können!

Heute beenden wir unsere Tour im Refugio Elena in einem Schlafsaal, sehr zum Missfallen von Madeleine. Das einzige Hotel am offiziellen Ziel der heutigen Etappe in Arnouva, etwa eine Stunde talabwärts, war ausgebucht.

Die Aussicht auf die nahe gelegenen Gletscher entschädigt für die Unannehmlichkeiten des Massenlagers mit Etagenbetten!

12 km, 1000 m bergauf, 500 m bergab, 6 h, 23000 Schritte

Imposante Bergkulisse

Imposante Hochgebirgslandschaften bei schönem Wetter.

Refugio Elena - Courmayeur

Heute beenden wir zunächst die gestrige Etappe, 500 m bergab ins Tal nach Arnouva - die Hütte hier hätte Madeleine bestimmt besser gefallen!

Hier beginnen wir die 4. Etappe, wieder 500 m bergauf auf einem Wanderweg. Auf etwa 2000 m Höhe führt der Weg dem Hang entlang, sanft ansteigend, sanft absteigend, immer mit dem atemberaubenden Panorama der Berge und Gletscher auf der anderen Talseite. Am Refugio Bonatti, benannt nach einem berühmten einheimischen Bergsteiger, entscheiden wir uns, dem offiziellen TMB entlang der Bergflanke zu folgen und nicht den Extraweg über zwei weitere Pässe zu nehmen. Es ist eine angenehme Wanderung, nicht zu anstrengend, aber mit spektakulären Aussichten. Da wir in der ungewöhnlichen Richtung im Uhrzeigersinn wandern, treffen wir auf viele, sicher Hunderte von Wanderern, Singles, Paaren, kleinere und grössere Gruppen. Ausserdem sind entlang des Weges Teams von UTMB-Freiwilligen unterwegs, die die Wege mit Fahnen für die bevorstehende Ultra Tour du Mont Blanc markieren, die Tausende von Athleten anzieht, die an verschiedenen Rennen teilnehmen. Die absolute Herausforderung ist das Rennen der gesamten Tour mit einer erwarteten Siegerzeit von rund 20 Stunden - kaum zu glauben!

Nach einer wohlverdienten Erfrischungspause im Refugio Bertone beenden wir den Tag mit einem steilen und langen Abstieg über einen Serpentinenweg hinunter ins Tal nach Courmayeur. Heute Abend übernachten wir in einem schönen Hotel im Zentrum der lebhaften, hübschen Alpenstadt mit schönen Geschäften und netten Bars und Restaurants - perfekt für einen Apero und ein elegantes Abendessen!

19 km, 600 m bergauf, 1600 m bergab, 7h30, 35000 Schritte

Gipfelstürmerin in Aktion

Gipfelstürmerin in Aktion

Courmayeur - Ville des Glacier

Um Punkt 8 Uhr werden wir vom Hotel abgeholt und zum heutigen Startpunkt im Val Veny gebracht.

Zunächst geht es auf einer Schotterstrasse hinauf zu einer weiten Hochebene und einem von Wasserläufen durchzogenen Feuchtgebiet. Hier folgen wir dem Rat und machen den sehr empfohlenen Abstecher zu den Gletscherseen Lacs de Miage. Schnell stellen wir fest, dass wir unsere Badesachen nicht auspacken müssen - die Teiche sind schwer zu erreichen und liegen inmitten einer wenig einladenden Steinbruchlandschaft. Doch der kurze Aufstieg hat sich mehr als gelohnt - wir befinden uns am Rande eines Gletschers, hören die Steine über die Eisflanken rollen und können uns die Naturgewalten vorstellen. Es ist eine unwirkliche, völlig menschenleere und mondähnliche Szenerie, einfach nicht von dieser Welt.

Zurück auf dem Hauptweg können wir eine Gämse beim Grasen auf einer Wiese beobachten (später werden wir auch Murmeltiere sehen). Die umliegenden Berge spiegeln sich in den flachen Teichen. Einfach herrlich!

Hochtal

Hochebene im Val Veny.

Wir erreichen das Rifugio Elisabetta auf einem nächsten Plateau auf 2000 m Höhe und fahren dann weiter zum höchsten Punkt Col de la Seigne (knapp über 2500 m). Dieser markiert die Grenze zu Frankreich. Wieder ist es sehr windig und kalt. Zu meiner Überraschung treffen wir eine Gruppe von Wanderern aus der Türkei! Bis zu diesem Pass haben wir einen Blick fast zurück zum Refugio Elena - ziemlich beeindruckend, wie weit wir in den letzten zwei Tagen gekommen sind. Auf der französischen Seite bekommen wir einen Eindruck von der Weite des Mont-Blanc-Massivs, es scheint endlose Berge und noch mehr Täler zu geben.

Die letzten zwei Stunden unserer Tour sind ein angenehmer Abstieg nach Ville des Glaciers, wo wir von einem Fahrer abgeholt und nach Bourg Saint Maurice gebracht werden, einem kleinen, aber malerischen Bergdorf - Zeit, unsere Leistungen zu feiern!

16 km, 1000 m bergauf, 900 m bergab, 6h30, 30000 Schritte

Auf dem Weg nach Courmayeur

Auf den Moränen bei den Gletscherseen Lacs de Miage.

Bourg Saint Maurice - Genf - Zürich/Luzern

Eine unglaubliche Woche kommt zu ihrem Abschluss.

Bei einem Café au lait auf dem Platz von Bourg Saint Maurice blicken wir auf dieses unvergessliche Abenteuer zurück. Keine Blasen, keine Blessuren, perfekte Organisation durch Eurotrek, kein Bedauern! Wir nehmen den Zug zurück nach Genf, wo sich unsere Wege trennen, nach Zürich und Luzern.

Unsere Freundschaft hat nicht gelitten, Madeleine war so freundlich, auf mich zu warten, als ich an steilen Anstiegen an meine Grenzen stiess, und die gemeinsamen Seufzer von AH und OH stärken unsere Verbundenheit.

Unser Entschluss steht: Nächstes Jahr werden wir gemeinsam die Tour du Mont Blanc West wandern und die verpasste 1. Etappe nachholen.

Total 62km, 3200 m bergauf, 3500 m bergab, 112000 Schritte

Harmonisches Reiseteam

Schlussbilanz: Äusserst positiv!

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