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Osterküken

Fünf Osterbräuche

Bräuche sind immer wiederkehrende, ritualähnliche Praktiken, welche in einer Gemeinschaft entstanden sind. Dadurch wird der Zusammenhalt der Gesellschaft gestärkt und die Tradition erhalten. 

Von Heringsbeerdigungen in Irland zu Osterhexen in Schweden. In Europa gibt es verschiedene Osterbräuche, die zu überraschen wissen. Wasserschlacht am Ostermontag? Ja, auch das gibt es. Wie heisst es so schön: andere Länder, andere Sitten.

Auch in der Schweiz gibt es die eine oder andere merkwürdige Tradition, wie das Beispiel der Klagefrauen von Romont zeigt. Auftakt für diesen Blog gibt ein ganz besonders schöner Brauch: Geschmückte Osterbrunnen. Diese haben wir Schweizer sogar aus Bayern abgekupfert. 

Wir wünschen Ihnen ganz viel Spass beim Lesen.

Fünf Osterbräuche
Lila Krokus

Geschmückte Osterbrunnen

Der arme Hase hat an Ostern doch schon genug zu tun. Warum muss er also im Bayerischen Frankenland und in der Schweiz auch noch Brunnen mit bemalten Eiern schmücken?
 

Von Wassernot und Blumenschmuck

Das Frankenland in Bayern hatte früher im Winter nur wenig Wasser zur Verfügung. Entsprechend gross war Jahr für Jahr die Erleichterung, wenn die Brunnen im Frühling wieder mehr Wasser führten. In Erwartung dieses freudigen Ereignisses wurden die Brunnen gereinigt und kurz vor Ostern mit ausgeblasenen und bemalten Eiern geschmückt.

Ostereier am Osterbrunnen

Bunte Ostereier schmücken den Dorfbrunnen.

Historiker sind sich uneins, ob dies tatsächlich der Grund ist, weshalb im Bayerischen Franken schon Anfang des 20. Jahrhunderts Brunnen geschmückt wurden. Fakt ist, dass dieser Brauch gut ankam und sowohl den Tourismus in der fränkischen Schweiz belebte, wie auch einen gewissen Konkurrenzkampf zwischen den Dörfern hervorrief.
 

Osterbrunnen in der Schweiz

Fakt ist auch, dass sich die richtige Schweiz ausnahmsweise mal von Deutschland inspirieren liess. Die Schweizer Osterbrunnen in der Region Vully im Drei-Seen-Land sind nämlich nachweislich erst später entstanden und auch eindeutig ihren fränkischen Vorbildern nachempfunden.

Osterbrunnen

Ein stolz geschmückter Osterbrunnen.

Das Drei-Seen-Land und das Frankenland entdecken

Sehenswert sind die geschmückten Brunnen mit den bemalten Eiern und den vielen sehenswerten Details da wie dort. Beide Regionen eignen sich hervorragend für Veloreisen. Im Frankenland erwarten Sie der Altmühltal-Radweg von Rothenburg nach Regensburg und der Main-Radweg von Bamberg nach Aschaffenburg.

Das Drei-Seen-Land entdecken Sie am besten bei der Rundtour Fribourg oder bei einer Fahrt entlang der Mittelland-Route. Und machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie erst nach den Osterfeiertagen dorthin reisen. Beide Regionen überzeugen mit ausgezeichneter Küche. Es müssen ja nicht immer bemalte Eier sein…

Radler Altmühl und Tauber

Velofahrer in Rothenburg.

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Echte Schlüsselblume

Die Heringsbeerdigung in Irland

Was isst der brave Christenmensch, dem der Glaube während der Fastenzeit das Essen von Fleisch, Wurst, Milch und Käse verboten hat? Er isst Fisch. Und noch einmal Fisch. Und dann in Gottes Namen wieder Fisch. Und irgendwann einmal hängt ihm der ganze Fisch nur noch zum Hals heraus!

Zu Ostern, wenn nach 40 Tagen die Fastenzeit dann endlich zu Ende geht, muss der Überdruss der Iren gross gewesen sein. Um ihrem Ärger Luft zu verschaffen und den Hering abzustrafen, enstand in den Grafschaften des Südens und an der Ostküste ein recht bizarrer Osterbrauch: Das Heringsbegräbnis!

In einer Prozession wurde ein Fisch (oder mehrere) durch die Strassen getragen, teilweise mit Stöcken von der erbosten Menge zu Brei geschlagen ("Whipping the Herring") und die Überreste danach - oft unter wüsten Beschimpfungen - beerdigt bzw. versenkt; im Meer, im Fluss, im Moor - hauptsache weg!

Fisch

Grundnahrungsmittel und Wirtschaftsfaktor: Der Hering.

(Gesalzener) Hering war lange für ärmere Schichten - und damit bis vor wenigen Jahrzehnten für die Mehrheit der Iren - ein günstiges Grundnahrungsmittel, dessen Dominanz in der Fastenzeit aber wohl jedes erbauliche Mass überschritten hat. (Man stelle sich vor, das biblische Manna hätte zu Moses' Zeiten ausschliesslich nach gesalzenem Fisch geschmeckt! Der Tross der Israeliten hätte womöglich vor lauter Diskussionen über den unsäglich öden Speiseplan sein Ziel nie erreicht.)

Oft stand wie in Dublin oder Cork die Zunft der Metzger an der Spitze dieser Prozessionen. Das ist durchaus verständlich, haben ihre Vertreter in der Fastenzeit doch ohne Zweifel am meisten gelitten! Während die Fischhändler sich wenigstens gesteigerter Umsätze erfreuen konnten, vermieste die kulinarische Eintönigkeit den Fleischverarbeitern auch noch das Geschäft.

Pub in Irland

Irischer Lifestyle? Der Pub natürlich!

Die wirtschaftliche Bedeutung des Herings für Irland in früherer Zeit hat sich auch in Orts- und Flurnamen wie «Balscadden Village» (gälisch: Baile na Scadán - Die Stadt der Heringe) niedergeschlagen. Mit dem starken Wirtschaftswachstum der letzten Jahrzehnte hatte der Fisch dann allerdings nicht mehr viel zu tun.

Aber wie bitterarm das Land noch Mitte der 1950er Jahre gewesen ist, lässt sich eindrücklich in Heinrich Böll's Irischem Tagebuch nachlesen. Das schmale, wunderbar athmosphärische Buch ist nicht nur eine Liebeserklärung an Land und Menschen, es macht auch heute noch verständlich, warum bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die Hälfte einer jeden Generation das Weite gesucht hat und sich in der Hoffnung auf ein besseres Leben über die halbe Welt zerstreute.

Cliffs of Moher

Herrliche Landschaften erwarten den Besucher: Cliffs of Moher.

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Schneeglocke

Schweden und seine Osterhexen

Zu Ostern sich als Hexe verkleiden? Für Kinder in Schweden ganz normal! Doch damit nicht genug. Hoch im Kurs stehen an Ostern vor allem Süssigkeiten. Wie an Halloween ziehen die kleinen Hexen am Gründonnerstag von Haus zu Haus, um diese zu ergattern. Besonders beliebt: Fruchtgummis, Lakritze, Marzipan und natürlich Schokolade. Im Gegenzug erhalten die Hausbesitzer von den Kindern Ostergrüsse und selbst gemalte Bilder.

Weiter geht es mit dem grossen und lauten Osterfeuer in der Nacht zum Ostersonntag. Diese Tradition ist vor allem in Westschweden verbreitet. Beim Familienessen am Ostersonntag werden dann Eier und Hering aufgetischt, wobei die Eier nicht der Osterhase, sondern der Hahn bringt.

Osterfeuer in Schweden

Osterfeuer sind ein grosses Spektakel für jung und alt.

Der Ursprung dieser Traditionen liegt in den vorchristlichen Zeiten, als in Schweden noch vermehrt an Hexen und Teufel geglaubt wurde. Der Legende nach sollen am Gründonnerstag die Hexen zum Blocksberg fliegen, um mit dem Teufel zu feiern. Am Ostersonntag sollen sie sich auf dem Rückweg befinden, wobei das grosse Osterfeuer und laute Osterknaller sie daran hindern sollen, zurückzukommen.

Ostern steht im Zeichen des Frühlings. Doch dieser lässt vor allem im Norden Europas etwas länger auf sich warten. Daher empfehlen wir, eine Reise frühstens Ende Mai anzutreten. Den Osterhasen werden sie in Schweden sowieso nicht finden. Doch wenn sie dann endlich dort sind, werden sie sich vielleicht an die tief verankerten Traditionen erinnern und bemerken, dass Schweden weit mehr ist als IKEA, Abba und Pippi Langstrumpf.

Ruhige Natur in Schweden

Ein typisches schwedisches Landhäuschen.

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Osterglocken

Die Klagefrauen von Romont

Das Freiburger Städtchen Romont ist ein echter Geheimtipp. Auf einer Anhöhe gelegen, sieht man die stolze Altstadt mit ihren Wehrtürmen bereits von weit her. Die Entstehungsgeschichte Romonts führt uns bis in die Bronzezeit. So überrascht es nicht, dass die im 10. Jahrhundert von den Burgundern gegründete Siedlung alte Osterbräuche pflegt.
 

Die Prozession der Klagefrauen

Wer Romont über die Ostertage besucht, erlebt neben den eindrücklichen Stadtmauern einen Brauch, dessen Ursprünge im frühen 15. Jahrhundert erstmals Erwähnung fand. Jedes Jahr findet am Karfreitag um 15 Uhr die sogenannte Prozession der Pleureuses statt.

Umzug der Pleureuses

Klagefrauen unterwegs in Romont.

Dabei zieht ein schwarz vermummter Kreuzträger durch die Strassen der Stadt. Er stellt Jesus dar und wird von 20 ebenfalls schwarz gekleideten und verschleierten Klagefrauen begleitet, die auf scharlachroten Kissen die Leidenswerkzeuge Jesu tragen: Dornenkrone, Geissel, Nägel, Hammer, Zange und das Schweisstuch der heiligen Veronika.

Während der Prozession erklingen in der ganzen Stadt Gesänge und Gebete, die von der Gemeinschaft dargeboten werden.

Romont

Das malerische Städtchen Romont.

Herzroute und Via Jacobi

Mit Eurotrek kommen Sie gleich auf zwei Reisen in Romont vorbei. Egal ob Sie die Via Jacobi von Interlaken her starten oder Romont als Startpunkt für die Reise bis nach Genf nutzen. Eine Zusatznacht im Städtchen kann problemlos gebucht werden und das Städtchen ist ein angenehmer Etappenort.

Die Herzroute, welche vom Genfersee bis an den Bodensee führt, macht ebenfalls in Romont Halt. Nach dem Start in Lausanne steigen Sie durch das UNESCO-Welterbe Gebiet des Lavaux auf und treffen nach rund 50 Km Fahrt in Romont ein. Diese Reise gibt es in zwei Varianten. Entweder Sie fahren in 13 Tagen bis an den Bodensee oder Sie erkunden in 4 Reisetagen nur den Westschweizer Teil. Ideal für ein verlängertes Wochenende über Ostern.

Wanderung durch Romont

Die Altstadt von Romont mit ihrer intakten Stadtmauer.

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Gelbe Tulpen

Smigus Dyngus – Wasserschlacht in Polen

von Tanja Gmür

Wer sich am Ostermontag gerade in Polen aufhält, sollte sich nicht wundern, wenn er unfreiwillig in eine Wasserschlacht gerät. Hier handelt es sich nicht in etwa um einen ersten Aprilscherz. Nein, tatsächlich ist es ein tausend Jahre alter Brauch, der Smigus-Dyngus oder wortgetreu "nasser Montag" genannt wird.

Traditionell werden Frauen von Männern mit Wasser bespritzt. Je intensiver der Wassersegen, desto mehr Bewunderung seitens der Männerwelt. So sagt man jedenfalls.

Dyngus Postkarte

Alte Postkarten thematisieren den Brauch.

Nur noch wenige Gentlemen halten sich an die alten Sitten, wo die Frau noch liebevoll mit einem angenehm duftenden Wässerchen bespritzt wurde. Längst artet diese Tradition jährlich in eine grosse Wasserschlacht aus. Wasserpistolen, Eimer oder gar gleich einen Wasserschlauch? Man weiss sich zu helfen.

Die Tradition ist in Polen weit verbreitet und macht auch keinen Halt vor der Kirche. So soll an manchen Orten selbst der Priester höchstpersönlich seine Ministranten nach der Ostermontagsmesse mit einem Sprutz Wasser beglückwünschen.

Marktplatz Krakau

Die Marienkirche von Krakau ist ein Wahrzeichen der Stadt.

Wie üblich bei lang bestehenden Bräuchen gibt es verschiedene Theorien über dessen Ursprung. Aus christlicher Sicht lässt sich dieser Brauch aufs Jahr 966 datieren. König Mieszko I. liess sich dazumal am Ostermontag taufen und stellvertretend ganz Polen zum Christentum bekehren. Andere Stimmen weisen auf ein altes slawisches Ritual hin, um den Winter zu verabschieden und den Frühling willkommen zu heissen. Das Besprühen mit Wasser soll die Gesundheit fördern und die benetzte Person reinigen.

Polen hat nicht nur verrückte Traditionen, sondern geschichtsgeprägte Städte und wunderschöne Natur zu bieten.

Seen und Wälder zeichnen die Masuren aus.

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Wir wünschen Ihnen frohe Ostern!

Osterhase
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