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Radeln im Land der Mitternachtssonne
Um der Hitze in der Schweiz zu entfliehen, sahen wir, ich und mein Partner, eine Radreise in Finnland als eine gute Option, um uns bei angenehmen Temperaturen zu erholen – es war ein voller Erfolg. Wir haben gemeinsam für euch die Rundtour «Finnlands Inselwelt» mit dem Fahrrad ausgetestet und sind begeistert von der Landschaft, den Küsten und Fährenüberfahrten zu den finnischen Schäreninseln.
Vor dem eigentlichen Start der Reise haben wir schon einige Tage in Helsinki verbracht, am Samstag, dem Anreisetag für die «Finnlands Inselwelt», mussten wir somit von Helsinki nach Turku reisen. Dies ging sehr angenehm mit den Busverbindungen, welche zentral ab dem Busbahnhof «Kampii» mitten in Helsinki verkehren. Nach einer 2.5-stündigen Fahrt durften wir gegen Mittag in Turku aussteigen und im nahen Hotel einchecken.
Alternativ kann auch mit einer Zugverbindung angereist werden, diese haben wir in unserem Fall für die Rückreise genutzt. Gestärkt und kurz ausgeruht haben wir am Nachmittag die Universitätsstadt Turku erkundet - die älteste Stadt Finnlands! Dies ist deutlich zu erkennen am mittelalterlichen Dom von Turku und der Burg von Turku. Die Markthalle, den Marktplatz sowie der Aura Fluss geben der Stadt ihren Charme.
Stadtzentrum von Turku.
Am ersten Fahrradtag starteten wir mit einem kurzen, aber doch sehr detaillierten Tourenbriefing, geleitet durch den lokal ansässigen Mitarbeiter Mikko. Das Fassen der Fahrräder – ganz klassisch ohne Motor, es gäbe aber auch die Alternative mit E-MTBs und dem wichtigen Zusatzmaterial wie Seitentaschen, Helm und natürlich dem wichtigen Reparaturset für Notfälle. Zum Vorgreifen: Wir haben das Reparaturset zum Glück nicht gebraucht. Nach der Einweisung durch den Fahrradvermieter waren wir bereit für den Start der Tour.
Nina und Dave sind startklar.
Der erste Tag brachte uns aus der Stadt Turku hinaus auf die ersten Inseln. Die Fahrt auf separaten Fahrradwegen mit einer guten Ausschilderung hat uns ohne grösseren Verkehr nach Parainen (Finnisch, «Pargas» Schwedisch) gebracht, unseren ersten Halt. Da wir dunkle Regenwolken am Himmel sahen, entschieden wir uns, kein Halt zu machen und direkt weiterzufahren. Es ging weiter mit Fahrten über Brücken, durch kleine Siedlungen, Wälder und mit Aussicht auf Meer und Seen. Nach der ersten Fährenüberfahrt im letzten Drittel der Etappe kamen wir unsere Meinung nach richtig im Erlebnis Inselwelten Finnlands an.
Fahrt auf einem separaten Fahrradweg von Turku nach Nauvo.
Auf der Insel angekommen, gab es kein Fahrradweg mehr, die Strasse war nun für alle Verkehrsteilnehmer freigegeben. Eine Trennung ist jedoch dank dem übersichtlichen Verkehr auch nicht nötig. Nur sporadisch und zu den Fährankunftszeiten hatte man einige Kraftfahrzeuge, welche rücksichtsvoll die Strasse mit einem teilten. Gegen Ende holte (uns auch kurz ein kleiner Regenschauer ein, der uns den ganzen Tag schon verfolgte - es war nun Turbo angesagt – und wir konnten mehrheitlich trocken unsere erste Fahrradetappe in Nauvo (Finnisch, «Nago» Schwedisch) abschliessen.
Weiter entlang des Archipelago Trail.
Nach dem Morgenessen haben wir uns gestärkt für den zweiten Fahrradtag in den Sattel geschwungen. Bei dieser Etappe mussten wir ohne Gepäcktransport auskommen und haben das Wichtigste für eine Nacht eingepackt, was problemlos möglich war. Es fand gut in zwei Gepäcktaschen gut Platz. Darunter befanden sich auch die Badesachen mit Badetuch bis hin zum Regenschutz, da das Wetter nicht immer sehr prophezeibar schien. Wie im Programm schon beschrieben, war es ein fährenreicher Tag mit 4 Fährfahrten, auf welchen wir uns definitiv freuten. Die längste dauerte 40 Minuten und die kürzeste etwa 1 Minute.
Wir setzten mit der ersten Fähre nach Korpo über. Dort machten wir unseren ersten Abstecher zu einer Steinkirche, welche typisch für Finnland sind, und kauften unser Mittagessen – ein Picknick aus Karotten, Käse, lokalem Brot und Aufstrich - in einem K-Mart. Dann ging es zur nächsten Fähre, welche auch einen fixen Fahrplan hatte. Diese Überfahrt stellt sich nun als die längste des Tages heraus, die Aussicht und die Manöver durch die Insellandschaft war beeindruckend.
Eine von vielen Fährfahren auf den Schärenmeer.
Als die Fähre angekommen war, haben wir brav gewartet, bis alle Kraftfahrzeuge entladen waren, dann hiess es – Strasse frei und in die Pedale treten. Bis Houtskär war es die erste leicht hügelige, aber dennoch angenehme Etappe. Houtskär zeigte sich an diesem Tag von seiner schönsten Seite. Die Landschaft war fantastisch und die Häuser erstrahlten in knalligem Rot, Gelb und Weiss. Auch die erste Holzkirche konnten wir auf dieser Etappe bestaunen.
Daraufhin waren es nur noch wenige Kilometer und zwei kurze Fährüberfahrten bis zu unserem Tagesziel der Mossala Insel. Im Mossala Island Resort, einem grossen Camping mit festinstallierten Lodges, Hütten und Kabinen, durften wir die Nacht verbringen. Ein Muss ist sicher der kurze Spaziergang auf den Aussichtsturm, welcher sich im Wäldchen auf dem Hügel des Resorts befindet. Man wir mit einer 360°-Aussicht über die Insellandschaft und das umliegende Meer belohnt. Wer will, kann auch bis um Mitternacht warten und den Sonnenuntergang bestaunen im Land der Mitternachtssonne.
Kirche von Houtskär.
Der dritte Fahrradtag war gemäss Routenprogramm der anstrengendste. Ich habe mir aus diesem Grund noch eine kurze Abkühlung im Meer vor dem Morgenessen gegönnt. Von Mossala ging es via Iniö nach Kustavi. Dieser Teil der Etappe war durchgetaktet, da mehrere Fähren nacheinander pünktlich erreicht werden mussten – Mikko hat uns für diesen Tag Folgendes gesagt bei Briefing: «Kein Stopp erlaubt! Auch nicht für Fotos!». Und so ging alles reibungslos. Ab Kustavi war es wieder entspannt und wir hatten genügend Zeit, neben dem Fahrradfahren auch Marinas, Dörfer und Märkte zu besichtigen und legten einen kurzen Stopp in Taivassalo ein.
Badestelle am Schärenmeer.
Einzig das Wetter war an diesem Tag unberechenbar. Je nachdem, welcher Wetterapplikation man glauben wollte, war Regen zu verschiedenen Zeiten angesagt – ein Druckmittel, doch ein bisschen zügiger vorwärtszukommen. Wir umfuhren dabei zu Rekognoszierungszwecken die letzte Fähre in Hakkenpää und radelten komplett auf dem Landweg nach Naantali. Im Nachhinein war das ein kleiner Fehler, da alle anderen der Tour trockenblieben und nur wir dem Regen ausgesetzt waren. Auf dieser Etappe fährt man viel an befahrenen Strassen entlang, teilweise auch ohne Radweg. Daher ist die Route mit der Fähre zu empfehlen, sie ist viel schöner! Auf dem letzten Drittel unser Alternativetappe hielten wir uns wieder an die vorgegebene Routenführung und kamen bei abwechselnden Regenschauern und Sonnenschein im Etappenziel an.
Im Naantali Spa Resort konnten wir den Nachmittag und Abend entspannt ausklingen und uns etwas verwöhnen lassen. Das Wetter für die Rückfahrt am nächsten Morgen nach Turku würde sicherlich wieder besser werden!
Verdienter Aperol Spritz im Naantali Spa Resort.
Turku, das Ziel unserer Veloreise, ist von Naantali nicht mehr weit entfernt, nur knapp 20 Kilometer. Entsprechend machten wir an diesem zweitletzten Tag der Tour einen Abstecher nach Russialo, der ehemaligen Jagdinsel des Burgherrn von Turku. Am Morgen besuchten wir noch die hübsche Altstadt von Naantali und seinen Hafen. Natürlich thronte auch hier wieder eine typisch finnische Steinkirche über der Stadt. Naantali gehört neben Turku auch zu den ältesten Städten Finnlands und ist auch heute noch ein beliebtes Touristenziel mit seinem Freizeitpark Mumin.
Danach traten wir wieder in die Pedale, teilweise auf Feldwegen, aber auch vermehrt auf separaten Radwegen. Dies liess die Nähe zu Turku erahnen, jedoch war alles immer noch sehr ländlich. Die Insel Russialo hatten wir längs durchquert und kamen an Sand- und Steinstränden vorbei. Auf dem letzten Teil Richtung Turku konnte man wieder den Kontrast zwischen Historischem und Modernem erkennen. Ein Paradebeispiel ist der Fähr- und Logistikhafen direkt angrenzend an die alte Burg von Turku, obwohl das Fährgeschäft auch schon eine historische Bedeutung für Turku hat. Dies liess sich im Forum Marina, einem Museum für die nautische Geschichte in Turku, bestaunen.
Hafen von Naantali.
Am letzten Tag führte uns die Etappe über die Insel Hirvensalo nach Kakskerta. Eine gemütliche Radtour. Meistens ist der Radweg abgetrennt von der Strasse, aber man fährt bis Kakskerta eher viel an der Strasse entlang. Dort fuhren wir um den lang gezogenen Kakskerranjärvi-See, ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Einwohner Turkus.
Direkter Seeblick gibt es nicht, aber viele Abzweiger, die zum See runterführen. Am Ende vom See gelangten wir zum grossen Golfclub, wo wir bis ganz zum Strand hinunterfahren. Dort wartete eine schöne Schaukel im Meer auf uns. Die Strandbar Juho lädt definitiv zum Verweilen ein. Wir waren etwas zu früh dort, da diese erst um 12.00 Uhr öffnete und so entschieden wir uns, bereits wieder nach Turku zurückzufahren und das Städtchen nochmals zu geniessen. Entsprechend besichtigten wir noch das Forum Marina in Turku.
Für diejenigen, welche die Tour gerne ausklingen lassen wollen, würde es sich hier also lohnen, an diesem Tag auszuschlafen und nicht vor 12.00 Uhr in Kakskerta anzukommen. So kann man gemütlich am Strand mit einem guten Buch und einem Gläschen Wein den Abschluss der Tour abrunden.
Blick in Richtung See Kakskerranjärvi.
Mit dem Zug treten wir die Rückreise von Turku nach Helsinki an. In «Helinski, Pasila» angekommen, können wir direkt in den Zug umsteigen, der uns an den Flughafen bringt. Zurzeit gibt es in Turku noch Bauarbeiten, weshalb wir in «Turku Kuppis» einsteigen mussten statt am Hauptbahnhof. Im Zug konnten wir uns nochmals von der schönen Landschaft verabschieden.
Kupittaa Finnland.
Wie schon zu Beginn erwähnt, war diese Fahrradreise in Finnland ein voller Erfolg. Uns hat die Landschaft enorm gefallen und wir mussten automatisch Pausen einlegen, während wir auf die Fähre warteten. So kamen wir schnell in den Ferienmodus und genossen die Zeit einfach. Die abwechslungsreichen Ausblicke an den Abenden sowie auch auf der Tour mit dem Fahrrad waren eindrücklich. Vor allem die Fährenüberfahrten brachten uns immer wieder zum Staunen. Bei den herrschenden 20°C, welche wir täglich erleben durften, war die aktive Betätigung auf dem Fahrrad sehr angenehm.
Uns gefielen am besten die Etappe von Nauvo – Mossala und die Insel Russialo gefallen, da diese Abschnitte sehr abwechslungsreich waren und wir die Natur und die Kultur der Finnen und Finninnen näher erleben und kennenlernen konnten.
Sonnenuntergang in Mossala.